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DOI: 10.1055/s-0028-1089679
Prognostische Relevanz der neuen TNM-Klassifikation für neuroendokrine Tumoren des Dünn- und Dickdarms
Die prognostische Einschätzung und Therapiestratifizierung stellt für neuroendokrine Tumoren (NET) des Mittel- und Hinterdarms (Dünn- und Dickdarms) eine bislang unbefriedigend gelöste Herausforderung dar. Frühere Klassifikationen haben nicht zuletzt aufgrund ihrer Komplexität keine breite Anwendung gefunden. 2007 wurde von Rindi et al. (Virchows Arch 451:757ff) zur einfacheren Klassifikation ein TNM-Staging- und Gradingsystem für Mittel- und Hinterdarm-NET vorgeschlagen aber bislang nicht validiert.
213 Mittel- und Hinterdarm-NET aus zwei internationalen Zentren wurden retrospektiv bei Erstdiagnose (ED) klassifiziert und die epidemiologischen Daten erhoben. Kaplan-Meier-Überlebensanalysen sowie uni- (log-rank-Test) und multivariate (Cox-Regression) Analysen prognostisch relevanter Faktoren wurden durchgeführt. Der Primärtumor lag in Jejunum (n=14), Ileum (147), Appendix (20), Zökum (10), Kolon (2) und Rektum (20). 40% zeigten ein Karzinoidsyndrom bei ED ohne Einfluss auf das Überleben. 18% der Pat. (38) verstarben während des Beobachtungszeitraums, 25 davon an direkten NET-Folgen (66%). Die 5- und 10-Jahresüberlebensraten (JÜR) für Gesamt- und NET-assoziiertes Überleben lagen bei 85 und 59% bzw. 90 und 70%. Zwar konnten die WHO-Klassifikation von 2000 und die „Vorläuferklassifikation“ nach Capella et al. (1995) zwischen niedrig und hochgradig malignen NET bzw. gut und schlecht differenzierten endokrinen Karzinomen differenzieren (p=0,005 bzw. 0,041), allerdings gelang keine weitere prognostisch signifikante Subgruppencharakterisierung. Das neue TNM-System erlaubte hingegen eine prognostische Stratifizierung nach Tumorlast (Staging; 5-JÜR Stadium I 100%, II 100%, III 97%, IV 77%; I/II vs. III: p=0,064, I/II vs. IV: p=0,013, III vs. IV: p=0,168) bzw. proliferativer Kapazität (Grading; Ki67-Index; 5-JÜR G1 100%, G2 85%, G3 60%; G1 vs. G2: p=0,025, G1 vs. G3: p < 0,001, G2 vs. G3: p=0,015). Die multivariate Analyse bestätigte das erhöhte Risiko an einem NET zu versterben v.a. in Abhängigkeit vom Grading (HR G1: 1, G2: 5,6, G3: 14,2).
Das neue TNM-System stellt ein breit verfügbares, einfach anwendbares relevantes und potentes Instrument zur signifikanten prognostischen Einschätzung und therapeutischen Stratifizierung von NET des Mittel- und Hinterdarms dar.