Hintergrund: Die fortgeschrittene Leberzirrhose ist mit einer Blutumverteilung in das Splanchnikusgebiet,
einer portalen Hypertension, einer systemischen Hypotension und einer kompensatorischen
Aktivierung des Renin-Aldosteron-Angiotensin-Systems und des sympathischen Nervensystems
assoziiert. Der Vasokonstriktor Terlipressin führt zu einer Rückverteilung und damit
zu einer Senkung des portalen Drucks sowie zu einer Steigerung des systemischen Blutdrucks.
Er wird zur Therapie von Ösophagusvarizenblutungen und des hepatorenalen Syndroms
eingesetzt. Die Wirkung des Terlipressins auf das sympathische Nervensystem bei Patienten
mit Leberzirrhose ist bisher nicht untersucht worden.
Methoden und Patienten: Bei 13 Patienten mit Leberzirrhose und klinischen Zeichen einer portalen Hypertension
sowie bei 10 gesunden Kontrollpersonen wurde die muskuläre sympathische Nervenaktivität
(MSNA) mittels Mikroneurographie bestimmt (Ruhebedingung, Baroreflextest unter Phenylephidrininfusion,
Messung nach Gabe von 1mg Terlipressin). Des Weiteren wurden Blutdruck automatisiert,
sowie Schlag- und enddiastolisches Volumen des Herzens (SV bzw. EDV) mittels Bioimpedanz
vor und nach der Gabe des Terlipressins gemessen.
Ergebnisse: Herzfrequenz, MSNA, Plasmanoradrenalin (NA), Plasmarenin und Serumaldosteron waren
in der Gruppe der Leberzirrhotiker signifikant höher als in der Kontrollgruppe. In
beiden Gruppen sanken Herzfrequenz und MSNA nach Terlipressin, während systolischer
und diastolischer Blutdruck stiegen. In der Patientengruppe normalisierte sich das
NA auf das Niveau der Kontrollgruppe, in der sich keine Änderung ergab. Nur in der
Patientengruppe konnte nach Terlipressin eine Steigerung des SV und EDV beobachtet
werden.
Schlussfolgerung: Unter einer niedrigen Dosis Terlipressin kommt es bei Patienten mit Leberzirrhose
und portaler Hypertension reflektorisch zu einer annähernden Normalisierung der Aktivität
des sympathischen Nervensystems. Außerdem führt eine vermehrte diastolische Füllung
zu einer verbesserten Auswurfleistung des Herzens.