Z Gastroenterol 2008; 46 - P184
DOI: 10.1055/s-0028-1089559

Erhöhtes humanes β-Defensin 2 als Indikator für eine Aktivierung des angeborenen Immunsystems bei Patienten mit Reizdarmsyndrom

J Langhorst 1, A Junge 1, A Rueffer 2, J Wehkamp 3, D Foell 4, A Michalsen 1, F Musial 1, GJ Dobos 1
  • 1Universität Duisburg-Essen, Kliniken Essen-Mitte, Innere Medizin V, Innere und Integrative Medizin, Essen, Germany
  • 2Labor L+S, Enterosan, Bad Bocklet-Großenbrach, Germany
  • 3Robert Bosch Krankenhaus, Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie, Stuttgart, Germany
  • 4Universitätsklinik Muenster, Klinik für Pädiatrie, Münster, Germany

Einleitung: Humane Defensine sind Teil des angeboren Immunsystems. Als erstes induzierbares antimikrobielles Peptid wurde das humane β-Defensin 2 (hBD-2) beschrieben, welches durch pro-inflammatorische Zytokine oder Mikroorganismen (v.a. Probiotika) induziert werden kann. Aktuelle Studien belegen eine Expression von hBD-2 im Gastrointestinaltrakt bei aktiver intestinaler Entzündung, vor allem bei Colitis ulcerosa (CU). In unserer Studie wurde hBD-2 im Stuhl und in der Colonmukosa von Patienten (Pt) mit aktiver CU und Reizdarmsyndrom (RDS-Alternator and Diarrhoe-predominant) sowie im Stuhl von gesunden Kontrolle (GK) untersucht.

Methodik: 100 Stuhlproben wurden rekrutiert (30 aktive CU; 47 RDS; 23 GK). Ausschlusskriterium (AK) war die Medikation mit Probiotika. Weitere AK für RDS-Pt waren gastrointestinaler Infekt oder bakterielle Fehlbesiedlung in den letzten 6 Monaten sowie CRP oder Leukozytenerhöhung. Stuhlparameter wurden mit ELISA bestimmt und Lactoferrin (LF) sowie Calprotectin (Cal) in µg/g und hBD-2 in ng/g angegeben. Die Ergebnisse wurden durch Immunoblot bestätigt. Alle CU und RDS-Pt wurden koloskopiert und die Biopsien der Colonmukosa immunhistochemisch auf hBD-2 untersucht.

Ergebnisse: Für LF und Cal zeigte der Scheffe post hoc Test signifikante Unterschiede (p=0.006) zwischen den Pt mit aktiver CU (Mittelwerte: 152.1±S.E. 374.7µg/g; 103.5±87.1µg/g) und den Gruppen mit RDS (8.4±0.5µg/g; 18.7±23.1µg/g) sowie GK (0.4±0.5µg/g; 6.6±5.0µg/g), welche keinen signifikanten Unterschied aufwiesen. Im Gegensatz hierzu zeigten sich bei hBD-2 im Stuhl signifikante Unterschiede zwischen den GK (31.0±15.4ng/g) und beiden Pt-Gruppen (CU 104.9±62.9ng/g; RDS 72.9±52.9ng/g). Der Effekt war hoch signifikant (p<0.0005). Die Immunhistochemie bestätigte die Präsenz von hBD-2 in den Enterozyten der Colonmukosa von Pt mit aktiver CU und RDS-Pt mit erhöhtem fäkalem hBD-2.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen signifikant erhöhte fäkale hBD-2 Werte bei Reizdarmpatienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen. Die Erhöhung der Werte ist vergleichbar mit der von Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa und ist sowohl im Stuhl als auch immunhistochemisch in der Colonmukosa nachweisbar. Die Ergebnisse weisen auf eine Aktivierung des angeborenen Immunsystems bei Reizdarmpatienten hin.