Z Gastroenterol 2008; 46 - P176
DOI: 10.1055/s-0028-1089552

Langzeitverlauf von Duodenaladenomen bei FAP

M Kadmon 1, B Söllner 1, U Hinz 1, P Ganschow 1, MW Büchler 1
  • 1Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany

Die Prognose der familiären adenomatösen Polyposis (FAP) hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts dramatisch gebessert. Parallel ist eine Zunahme schwerer extracolonischer Manifestationen zu beobachten. Die Duodenaladenomatose mit dem Risiko eines Duodenalkarzinoms stellt eine Haupttodesursache nach prophylaktischer Proktocolektomie dar.

Gegenstand der Studie war die Langzeitbeobachtung von FAP-Patienten mit Duodenaladenomen mit dem Ziel, klinische und molekulare Risikofaktoren für eine schwere Duodenaladenomatose oder ein Duodenalkarzinom zu definieren.

Ergebnisse: 277 Patienten des Heidelberger Polyposis-Registers, bei denen zwischen 1994 und 2005 regelmäßige Gastroduodenoskopien erfolgten, wurden eingeschlossen. Der Schweregrad der Duodenaladenomatose wurde anhand der Spigelman-Klassifikation eingeteilt.

160 Patienten zeigten makroskopisch Duodenaladenome (57,76%). Das mediane Alter bei Erstdiagnose betrug 33 Jahre. Der maximale Schweregrad der Duodenaladenomatose verteilte sich folgendermaßen: Spigelman I 12,8%, Spigelman II 54,5%, Spigelman III 26,3%, Spigelman IV 6,4% der Patienten. Das Risiko für eine schwere Duodenaladenomatose stieg mit zunehmendem Alter. 49 Patienten (31,14%) machten im Beobachtungszeitraum einen Befundprogress durch, 7 entwickelten ein Duodenalkarzinom. Als wesentliche Risikofaktoren für den Progress konnte ein initial fortgeschrittenes Spigelman-Stadium III nachgewiesen werden. 39 Patienten hatten zusätzlich Adenome im Ileumpouch. Das Risiko für die Entwicklung von Pouchadenomen stieg mit zunehmendem Schweregrad der Duodenaladenomatose. Während in der Gruppe der geringgradigen Duodenaladenomatose nur 7,7% der Patienten Pouchadenome hatten, traf das für 50% der Patienten mit Duodenaladenomen im Stadium Spigelman IV zu. Bei 196 Patienten war die Mutationslokalisation im APC-Gen bekannt. Die meisten Patienten trugen eine Mutation in Exons 10–14 des APC-Gens oder im vorderen Abschnitt von Exon 15 bis Codon 1444.

Schlussfolgerung: Die Duodenaladenomatose ist ein unterschätztes Problem bei FAP. Die frühe Manifestation einer schweren Duodenaladenomatose ist ein Risikofaktor für einen Befundprogress. Das Vorliegen von Pouchadenomen und bestimmter Mutationslokalisationen deuten auf ein hohes Risiko hin.