Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_04_41
DOI: 10.1055/s-0028-1089269

Pränatale Diagnostik bei fetalem kardialen Rhabdomyom: neue „missense“ Mutation im TSC2 Gen bei Fetus und asymptomatischer Mutter

B Rösing 1, AC Kempe 1, R Fahsold 2, C Berg 1, U Gembruch 1, A Geipel 1
  • 1Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn
  • 2Zytogenetisches und Molekulargenetisches Labor, Dresden, Dresden

Einleitung: Fetale Herztumore sind selten (Prävalenz 0,002–0,3%); meistens sind es Rhabdomyome, die isoliert oder in 50–60% der Fälle als Symptom einer autosomal-dominanten tuberösen Sklerose (TS) auftreten. Mutationen der TSC1 und TSC2 Gene wurden beschrieben.

Fallbeschreibung: Eine 35 jährige IIG IP mit unauffälliger Familienanamnese stellte sich in der 19+3 SSW nach Diagnose eines fetalen Herztumors vor. Es zeigte sich ein 5,5×4,3mm großer, echoreicher, homogener Tumor im linken Ventrikel, entsprechend einem Rhabdomyom. Die Karyotypisierung aus Amnionzellen ergab einen Normalbefund (46, XY), die molekulargenetische Untersuchung eine bisher nicht beschriebene Mutation im Exon 7 des TSC2 Gens mit dem Basenaustausch A nach C in Position 736 [c.736A>C(p.Thr246Pro], die zum Einbau von Prolin anstelle von Threonin in Position 246 führt. Die Untersuchung der Eltern ergab die gleiche heterozygote Mutation im maternalen Genom. Ihr Schädel-MRT zeigte mehrere für TS typische Marklagerläsionen, so dass bei der bisher asymptomatischen Mutter eine TS-Minimalvariante vorliegt.

In der 37+5 SSW erfolgte der Spontanpartus, postpartal fanden sich Rhabdomyome in beiden Ventrikeln sowie im Septum, deren Größe in den ersten 5. Lebensmonaten bereits abnahm bei bisher unauffälliger Entwicklung des Kindes.

Diskussion: Die TS ist eine Erkrankung mit hoher phänotypischer Variabilität. Prognosebestimmend sind vor allem die neurologischen Symptome; viele entwickeln eine Epilepsie, bis zu 50% weisen eine geistige Behinderung auf. In diesem Fall wurde durch die Diagnose des fetalen Rhabdomyoms eine neue TS-Variante bei Mutter und Fetus entdeckt, was an die interdisziplinäre Beratung hohe Anforderungen stellt.