Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_04_33
DOI: 10.1055/s-0028-1089261

Analyse des neonatalen Outcomes bei protrahierter Austreibungsperiode

M Knüppel 1, J Knabl 2, TM Weissenbacher 3, HF Herold 2, B Schiessl 1, F Kainer 2
  • 1I. Universitäts-Frauenklinik Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • 2Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München
  • 3Universitätsfrauenklinik der LMU München, München

Einleitung: Ziel der hier vorgestellten Untersuchung ist es, den Einfluss einer protrahierten Austreibungsperiode (AP) über 180 Minuten auf das neonatale Outcome darzustellen und zu evaluieren, ob eine vorzeitige Geburtsbeendigung nach eine AP von 180 Minuten das neonatale Outcome verbessern kann.

Methode: In einer retrospektiven Analyse wurde alle primär vaginal intendierten Entbindungen der Jahre 2001 bis 2007 am Perinatalzentrum der LMU München (Innenstadt) auf das neonatale Outome in Abhängigkeit von der Dauer der AP untersucht.

Ergebnisse: Es wurden 12479 Entbindungen eingeschlossen. Die Dauer der AP betrug bei 10907 Patientinnen (87,4%) unter 180 Minuten. In dieser Gruppe kam es in 87% der Fälle zu einer Spontangeburt, in 11,6% zu einer vaginal-operativen Entbindung und in 1,3% zu einer Sectio. Der mittlere Nabelschnur-pH-Wert betrug 7,31 und der mittlere Base Excess (BE) –4,5. Die Apgar-Werte nach 1, 5 und 10 Minuten betrugen im Mittel 8,9/9,8 und 9,9. Bei 1572 Entbindungen (12,6%) dauerte die AP länger als 180 Minuten. In dieser Gruppe kam es in 35% der Fälle zu einem Spontanpartus, in 57% der Fälle wurde eine vaginaloperative Entbindung durchgefüht und in 8% eine Sectio. In dieser Gruppe betrug der Nabeschnur-pH-Wert im Mittel 7,28, der BE –5,7. Der Apgar-Score betrug im Mittel 8,6/9,8 und 9,9.

Schlussfolgerung: Eine protrahierte AP war im hier untersuchten Kollektiv nicht mit einer erhöhten Rate fetaler Azidosen oder niedriger Apgar-Werte assoziiert. Eine Geburtsbeendigung nach einer AP von >180 Minuten erscheint aus fetaler Sicht nicht gerechtfertigt, da sich bei ausreichender Überwachung aus einer AP >180 Minuten kein Nachteil für das Neontale Outcome ergibt.