Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_04_06
DOI: 10.1055/s-0028-1089234

Ultraschallmessung der Hautschichtendicke zur Diagnostik des sekundären Lympharmödems bei Brustkrebs – Ergebnisse einer prospektiven Multicenterstudie

US Albert 1, U Seifart 2, J Barth 3, HH Müller 4, J Brand 1, M Kalder 1
  • 1Klinik für Gynäkologie, gynäkologische Endokrinologie und Onkologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg, Marburg
  • 2Rehabilitationsklinik Sonnenblick, Marburg
  • 3Rehabilitationsklinik Nordfriesland, St. Peter-Ording
  • 4Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Marburg

Das sekundäre Lympharmödem ist eine häufige Komplikation nach Standard-Axilladissektion bei Brustkrebs. Die bisherige Diagnostik des sekundären Lymphödems ist auf die klinische Untersuchung, einschließlich Armumfangsmessungen beschränkt. Studienziel ist die Evaluation der Rolle der ultrasonographischen Hautschichtendicken-Messung (HSDM) zur Diagnostik bei Patientinnen mit Mammakarzinom. In einer prospektiven, Multicenterstudie wurde nach standardisiertem Protokoll die HSDM bei Patientinnen mit unilateralem Mammakarzinom unabhängig, verblindet und zeitnah von der klinisch-ärztlichen Untersuchung (Anamnese und Armumfangsmessungen) und der von der Patientin selbstberichteten Armsymptomatik (EORTC-QLQC30+BR23) durchgeführt. Die Cohorte umfasst n=276 Patientinnen, davon wiesen n=88 ein Lympharmödem auf (28,1% Stadium I, 3,6% Stadium II und 0,4% Stadium III). Die HSDM als primärer Faktor der Datenanalyse ist nicht signifikant p=0,82 (Mann-Whitney U-Test). Die Umfangsmessungen am Unterarm (p=0,008) und Oberarm (p<0,000) sowie die selbstberichtete Lebensqualität der Patientin hinsichtlich standardisiert erhobener Armsymptome (p<0,000) sind diagnostisch relevant. Ein erhöhter BMI ist ein sekundärer Einflussfaktor (p=0,001). Die Ergebnisse zur HSDM anderer Studien (Balzarini et al. 2001, van der Veen et al. 2001, Mellor et al. 2004) konnten bezüglich der Differenz der Unterhautdicke als trennenden Faktor zur Diagnostik des sekundären Lymphödems nicht bestätigt werden. Diagnostische relevant erwiesen sich die Umfangsmessungen und die selbstberichtete Armsymptomatik von Patientinnen. Ein BMI >30 kann als Risikofaktor für die Entwicklung eines Lympharmödems angesehen werden.