Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_04_23
DOI: 10.1055/s-0028-1089209

Die Verbesserung des weiblichen Lustempfindens mittels kosmetischer Chirurgie – Diskussion der Indikation anhand der Ergebnisse einer Medienanalyse und einer Fallvignette

A Borkenhagen 1, H Kentenich 2
  • 1Fertility Center Berlin, Berlin
  • 2Frauenklinik DRK Kliniken Berlin, Berlin

Problem: Die Female Genital Cosmetic Surgery (FGCS) zählt zu den neuesten Prozeduren im Angebot chirurgischer Verfahren. Welches sind die kulturellen Hintergründe für das Aufkommen von FGCS und was sind die Motive der Nutzerinnen?

Methode: Anhand einer Medienanalyse dt. und ausländischer Zeitschriften werden die zentralen Argumentationsstrategien von Anbietern und Nutzerinnen der FGCS dargestellt. An einem Beispiel aus der gynäkologischen Praxis werden Überlegungen zur Indikation der FGCS dargestellt.

Ergebnis: FGCS ist Teil einer kulturellen Entwicklung bei der das weibliche Genitale in den vergangenen 10–15J. verstärkt medial dargestellt wird, was mit dem Trend zur teilweisen oder vollständigen Intimrasur einhergeht. Gegenwärtig praktizieren 60% der 20–30jährigen dt. Frauen Intimrasur. Mit der medialen Sichtbarkeit hat sich ein Schönheitsideal für das weibliche Genital gebildet. Frauen, die nicht der Norm dieses Intimideals entsprechen, fühlen sich zunehmend stigmatisiert. FGCS wird medial als eine Option propagiert, den Intimbereich aktiv nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten und die neue Intimnorm zu erreichen. Daneben wird FGCS von Anbietern und Medien als „Methode der Wahl“ der Verbesserung des weiblichen Lustempfindens und als emanzipatives Mittel der sexuellen Befreiung der Frau gepriesen. An der Fallvignette lassen sich psychopathologische Aspekte aufzeigen werden, die eine Kontraindikation für FGCS darstellen.

Diskussion: Mit dem Aufkommen von FGCS als neuer kultureller Option weiblicher Körpergestaltung entsteht die Notwendigkeit aus gynäkologischer Sicht eine ethische Position bzgl. FGCS zu finden und Kriterien der Indikation zu definieren.