Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_04_17
DOI: 10.1055/s-0028-1089203

Antiretrovirale Therapie mit LPV/r bei 54 HIV positiven Schwangeren–Wie sicher ist der Einsatz für Mutter und Kind? – Pharmakokinetik und Plazentatransfer von Lopinavir/ritonavir (LPV/r)

M Sovric 1, A Gingelmaier 1, R Kaestner 1, B Kost 2, TM Weissenbacher 2, K Friese 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München
  • 2Universitätsfrauenklinik der LMU München, München

Fragestellung: HIV-positive Schwangere erhalten regelmäßig eine antiretrovirale Therapie. Die Studie untersucht Plazentatransfer und Pharmakokinetik des Proteaseinhibitors LPV/r sowie Schwangerschaftsverlauf und kindliches Outcome.

Methodik: Analyse von 54 Schwangerschaften HIV-positiver Frauen aus den Jahren 2004–2008 (34 prospektive, 20 retrospektive Fälle) mit einer LPV/r-enthaltenden antiretroviralen Therapie. Der LPV/r –Spiegel wurde am Tag der Geburt in mütterlichem Blut, im Nabelschnurblut sowie im Fruchtwaser bestimmt.

Ergebnisse: Die 54 Schwangerschaften führten inkl. 3 Mehrlingsschwangerschaften zu 57 Lebendgeborenen (85% Sectio, 15% Spontangeburten). In 26% der Fälle kam es zu Frühgeburtlichkeit unter 37+0 SSW, die Hälfte davon aufgrund eines vorzeitigen Blasensprungs. Der LPV/r-Spiegel lag bei 70% der Frauen unter der empfohlenen Plasmakonzentration. Der Plazentatransfer von LPV/r war gering, die mittlere Ratio der LPV/r-Konzentration in Nabelschnur-Blut: mütterlichem Blut betrug 0,20 und in Fruchtwasser: mütterlichem Blut 0,09. Die Viruslast war in 74% der Fälle zum Geburtszeitpunkt unter der Nachweisgrenze (<40copies/ml), es kam in keinem Fall zu einer Übertragung des HI-Virus von Mutter auf Kind.

Schlussfolgerung: Der Einsatz von LPV/r in der Schwangerschaft erweist sich als effektives Mittel zur Reduktion des vertikalen Transmissionsrisikos. Trotz niedriger maternaler LPV/r-Plasmakonzentration zeigt sich eine ausreichende Virussuppression, während durch den geringen Plazentatransfer der Substanzen mögliche teratogene Effekte vermindert werden. Die erhöhte Frühgeburtlichkeitsrate muss jedoch berücksichtigt werden.