Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Endo_03_02
DOI: 10.1055/s-0028-1089172

Kryobanking von Ovarialgewebe: Konzept und Perspektive

V Isachenko 1, E Isachenko 1, R Kreienberg 2, JM Weiss 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Ulm, Sektion für Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Ulm
  • 2Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm

Junge onkologische Patientinnen suchen zunehmendem nach Möglichkeiten zum Erhalt ihrer ovariellen Funktion. Ovarialgewebe kann vor der Chemo- oder Radiotherapie entnommen und eingefroren werden. Unser Konzept des Kryobankings basiert außer der späteren Wiederherstellung der Reproduktion auf zwei weiteren Perspektiven: 1. Sollte in Folge einer onkologischen Therapie ein premature ovarian failure (POF) entstehen, kann die Kryokonservierung und anschließende Transplantation von Ovarialkortex die ovarielle Funktion erneuern. Dies gilt für alle Patientinnen im reproduktiven Alter – unabhängig von einem noch vorhandenen Kinderwunsch. 2. Das kryokonservierte Ovarialgewebe kann außerdem Ursprung unreifer Eizellen (GV-Oozyten) sowie von Stammzellen der Ovaroberfläche sein. GV-Oozyten werden direkt nach der Operation oder nach einem kurzen (nicht mehr als 2 Stunden bei 35–37°C) Transport aus kleinen antralen Follikeln gewonnen. Nach 28–36stündiger in vitro Maturation können die Zellen, die die Metaphase II erreichen, mit der aseptischen Technik vitrifiziert werden. Nach dem Auftauen können Oozyten für reproduktive Techniken im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung verwendet werden. Weiterhin kann das Ovarialgewebe zukünftig auch eine mögliche Quelle für Stammzellen für die Patientin sein. Diese Stammzellen besitzen eine hohe Kryostabilität und bilden nach aseptischer Vitrifikation Stammzellcluster und Vesikel. Das Vorhandensein „großer Oozyten“ und Neurone in der Kultur zeigt, dass von der Ovarialoberfläche sowohl Germinalzellen als auch adulte Stammzellen gewonnen wurden. Unser Konzept des Kryobankings von Ovarialgewebe ist demzufolge multimodal.