Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_03_34
DOI: 10.1055/s-0028-1089114

Familienplanung bei Multipler Sklerose

A Bernloehr 1
  • 1St. Vincenz - Frauenklinik, Paderborn

Ziele: Multiple Sklerose (MS) ist in Mitteleuropa die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems bei jungen Erwachsenen. Betroffen sind doppelt so viele Frauen wie Männer. 80% der Erkrankungen werden zwischen dem 20. und dem 45. Lebensjahr diagnostiziert [1]. Genau in dieser Zeit müssen Entscheidungen zur Familienplanung getroffen werden. MS-Patientinnen brauchen hierzu verlässliche Informationen und Unterstützung durch informierte Ärzte und Hebammen. Deshalb wurde der aktuelle Wissensstand zum Thema MS und Familienplanung zusammengestellt.

Material und Methode: Die Präsentation beruht auf einer selektiven Literaturrecherche über die Datenbank Medline.

Ergebnisse: Multiple Sklerose ist keine Erbkrankheit. Trotzdem besteht für die Kinder von MS-Patienten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, ebenfalls zu erkranken [2]. Bei schubförmig verlaufender MS ist mit einem Rückgang der Schubfrequenz in der Schwangerschaft und einem signifikanten Anstieg der Schubfrequenz in den ersten drei Monaten nach der Geburt zu rechnen [3]. Die geburtshilfliche Gesamtkomplikationsrate ist nicht erhöht. Die Neugeborenen sind nicht beeinträchtigt. Das Fortschreiten der Invalidität wird durch eine Schwangerschaft nicht beeinflusst [3]. Unter der Geburt sind Besonderheiten im Bezug auf Schmerzlinderung und physikalische Anwendungen zu beachten [4]. Östrogen-Gestagen-Präparate, wie auch Levonorgestrel können zur Empfängnisverhütung eingesetzt werden.

Schlussfolgerung: Auch mit MS kann der Wunsch für oder gegen Kinder respektiert werden. Bei guter Betreuung muss Patientinnen mit MS nicht von einer Schwangerschaft abgeraten werden.