Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_03_31
DOI: 10.1055/s-0028-1089111

Grenzen der CTG-Überwachung bei therapierter fetaler supraventrikulärer Tachykardie (SVT)

SD Schäfer 1, R Schmitz 1, A Konietzny 1, L Kiesel 1, J Steinhard 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster, Münster

Fallbericht: Wir präsentieren den Fall einer in der 27+6 SSW erstdiagnostizierten SVT, die mit Antiarrhythmika erfolgreich therapiert wurde. Trotz Normalisierung der Herzfrequenz waren paroxysmal auftretende silente cCTGs mit hochpathologischen Kurzzeitvariationen (KZV) bis 1,5 ab der 30+2 SSW auffällig. Es wurde durch additiven Einsatz des Tissue Doppler Imaging (TDI) in der fetalen Echokardiographie interventrikuläre Dyssynchronie, atriale Kontraktionsstörungen bzw. diastolische Funktionsstörung detektiert, die mit einem re-entry Mechanismus vereinbar sind. Unter täglicher sonografischer Kontrolle war eine Prolongierung von 6 Wochen möglich. Es erfolgte eine Sectio caesarea bei plazentarer Insuffizienz (36+6 SSW, Mädchen, 2690g KG, 48 cm KL, 33 cm KU, APGAR 8/9/10, pHart: 7,36). Diskussion: Unter Berücksichtigung des silenten CTGs bzw. KZV wäre in diesem Fall eine relevante iatrogene Frühgeburtlichkeit durch vorzeitige Entbindung entstanden. Wir vermuten, dass die Aufhebung der vegetativen Steuerung der Herzerregung, bedingt durch zwar medikamentös gebremste, aber persistierende re-entry Kreisläufe, zu einem silenten Oszillationsmuster führt. Phasen normaler Oszillation könnten die Kontrolle der Herzerregung via Sinusknoten repräsentieren. Dies würde die diskrepanten sonographischen und cCTG-Befunde und den Wechsel von unauffälliger Oszillation und massiv reduzierter KZV erklären. Schlussfolgerung: Cave bei der CTG-Interpretation bei fetaler SVT. Auch bei erreichter Normofrequenz sind Störungen der Erregungsleitung nicht auszuschließen, die ein silentes CTG bedingen können. Additive pränatale Diagnostik ist notwendig, um ungerechtfertigte iatrogene Frühgeburtlichkeit zu vermeiden.