Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_03_30
DOI: 10.1055/s-0028-1089110

Fallbericht: Eine Patientin mit Kopfschmerzen im Wochenbett – Stationen auf dem Weg zur Diagnose einer cerebralen Venenthrombose

K Ebert 1, N Hinderberger 1, S Vielhauer 1, M Heyden 2, T Heuchemer 2, K Gnauert 1
  • 1Frauenklinik Ostalbklinikum Aalen, Aalen, Deutschland
  • 2Ostalbklinikum Aalen, Aalen, Baden Württemberg

Hintergrund: Die Schwangerschaft stellt einen Risikofaktor für die cerebrale Venenthrombose dar mit einer Inzidenz von 1–10 pro 100000 Geburten. Die Diagnose ist schwer zu stellen, da sie sich meist nur in unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen und Sehstörungen, aber auch in fokalen neurologischen Symptomen und Krampfanfällen äußert.

Fallbericht: Eine 38 jährige Zweitgravida Nullipara klagte in der ersten postpartalen Woche nach primärer Sectio bei Geminigravidität wiederholt über Kopfschmerzen und Sehstörungen. Nach einem generalisiert tonisch klonischen Krampfanfall wurde anhand einer Magnetresonanztomographie (MRT) mit angiovenöser Sequenz die Diagnose einer Thrombosierung multipler kleinerer intracerebraler Venen und Brückenvenen gestellt. Auf dem Weg dorthin gab uns die Symptomatik der Patientin Anlass zum Verdacht auf zahlreiche weitere Differentialdiagnosen wie postspinalen Kopfschmerz, Präeklampsie, Migräne und Spannungskopfschmerzen.

Diskussion: : Retrospektiv handelt es sich um eine typische Symptomatik, jedoch ließ die Besserung der Symptomatik im Liegen zunächst an einen postspinalen Kopfschmerz denken und die erhöhte Harnsäure, LDH, Ödeme und Hypertonie an eine Präeklampsie. Die von uns gewählte Therapie in Form einer Vollheparinisierung gefolgt von einer oralen Antikoagulation entspricht den allgemeinen Empfehlungen und führte zu einer raschen Besserung der Beschwerden. Es ist nun in 5–14% mit einer residuellen Epilepsie zu rechnen und in 8–14% mit erneuten intra- oder extracerebralen Thrombosen. Die Angaben über die Häufigkeit neurologischer und kognitiver Defizite schwanken erheblich zwischen 10 und 63%.