Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_03_29
DOI: 10.1055/s-0028-1089109

Schenkelhalsfraktur nach eklamptischem Anfall bei HELLP-Syndrom

I Zaiss 1, A Claus 1, C Möhrke 1, L Dukic 1, M Sütterlin 1, J Siemer 1
  • 1Universitätsklinikum, Mannheim

Einleitung Während die Präeklampsie ein relativ häufiges Ereignis in der Schwangerschaft ist, kommt es selten zu eklamptischen Anfällen. Es gibt Berichte über Frakturen unterschiedlicher Lokalisationen nach Eklampsie. Dabei kann eine Vorschädigung der Knochenstruktur durch eine schwangerschaftsinduzierte Osteoporose eine Rolle spielen.

Fallbericht Eine 44-jährige V-Gravida/IV-Para wurde in der 40. Schwangerschaftswoche wegen Präeklampsie aufgenommen. Nach Geburtseinleitung kam es zum unkomplizierten Spontanpartus. Postpartal entwickelte die Patientin ein HELLP-Syndrom und erlitt trotz adäquater Therapie einen eklamptischen Anfall. Unmittelbar danach klagte sie über akute Oberbauch- und Leistenschmerzen rechts. Ein chirurgisches Konsil ergab kein Korrelat für die Symptome. Im weiteren Verlauf traten zunehmende Schmerzen in der rechten Leiste und im rechten Bein sowie ein Taubheitsgefühl an der Oberschenkelaußenseite auf. Die orthopädischen Kollegen diagnostizierten eine dislozierte mediale Schenkelhalsfraktur rechts. Radiologisch zeigte sich eine vermutlich schwangerschaftsbedingte Osteoporose. Es gab anamnestisch kein Trauma vor oder nach der Geburt. Die Wöchnerin erhielt eine Totalendoprothese der rechten Hüfte. Es ergab sich kein Anhalt für Malignität.

Schlussfolgerung Die veränderte Hormonsituation in der Schwangerschaft kann zu einer Osteoporose führen, auf deren Boden die Entstehung einer Fraktur auch ohne massives Trauma möglich ist. Bei unklaren Schmerzen im Hüft- und Beinbereich ist daher neben thrombotischen und infektiösen Ereignissen auch an mögliche Frakturen zu denken.