Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_03_27
DOI: 10.1055/s-0028-1089107

Die „Babyfriendly-Hospital-Initiative“ im universitären Setting – ein gelungenes Beispiel für evidenzbasierte Versorgung

W Zempel 1, T Probst 2, P Hillemanns 1, MM Gross 1
  • 1Zentrum für Frauenheilkunde der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Allgemeines Krankenhaus Celle, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Celle

Einleitung: Die Babyfriendly-Hospital-Initiative (BFHI) fördert Stillen, Bonding und Rooming-In. Gestillte Kinder haben weniger Infektionen, sterben seltener an SIDS und erkranken seltener chronisch im späteren Leben. Bonding und Rooming-In erleichtern das Stillen und unterstützen die Eltern-Kind-Bindung. In Deutschland sind derzeit 32 Krankenhäuser als babyfreundlich zertifiziert. Darunter befindet sich eine universitäre Frauenklinik.

Fragestellung: Welche Erfahrungen gibt es bei der BFHI-Implementierung einer universitären Frauenklinik? Wie ist der Umgang mit “high-risk" versus „low-risk“-Klientel? Was sind die Auswirkungen auf Lehre und Forschung?

Material und Methoden: Durchführung eines strukturierten, standardisierten Leitfadeninterviews mit der leitenden geburtshilflichen Oberärztin (IBCLC), der leitenden Hebamme und der IBCLC-Kinderkrankenschwester an der BFHI- zertifizierten Uni-Frauenklinik.

Ergebnisse: Die Implementierung evidenzbasierter Stillkonzepte führte zu einer verbesserten Stillrate in der gesamten Region. Lehrpläne wurden in den Bereichen Medizin und Hebammenausbildung angepasst. Forschungsaktivitäten finden hinsichtlich Stillerfahrungen im regionalen Klinikvergleich statt. Frühgeborene werden nur noch bei Bedarf in die Kinderklinik verlegt.

Diskussion: Die Einführung der BFHI führt zu optimierten Versorgungstrukturen, angepassten Grenzen zwischen High- und Low-Risk-Geburtshilfe, evidenzbasierter Lehre und innovativen Forschungsfragen. Die BFHI ist evidenzbasiert und sollte deshalb an jeder universitären Frauenklinik eingeführt werden.