Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_03_23
DOI: 10.1055/s-0028-1089103

Erstmanifestation von cerebralen Neoplasien als Differentialdiagnose der Eklampsie

FKE Fornoff 1, A Reitter 2, F Louwen 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt
  • 2Universitätsklinik Frankfurt am Main, Zentrum für Frauenheilkunde, Frankfurt

Einleitung: Eklampsie und Epilepsie sind die häufigsten Ursachen eines Krampfanfalls in der Schwangerschaft. Ein erstmals in der Schwangerschaft aufgetretener Krampfanfall, insbesondere im späten 2. oder 3. Trimenon bei Patientinnen ohne vorbeschriebene Epilepsie, wird daher meist als Eklampsie gedeutet und resultiert in den entprechenden Entbindungs- und Behandlungsoptionen.

Fallberichte: Wir berichten über eine IG 0P in der 35. SSW und einer IIG IP in der 34. SSW, die sich innerhalb von zwei Jahren in unserer Klinik vorstellten. Bei beiden Patientinnen bestand aufgrund eines erstmals in der Schwangerschaft aufgetretenen Krampfanfalls der Verdacht auf Eklampsie, so dass bei jeweils vitalem Fet die Sektio cesarea indiziert wurde. In der weiterführenden Diagnostik erwies sich jedoch in beiden Fällen eine cerebrale Neoplasie im Sinne eines Astrozytom III° respektive eines Glioblastoma multiforme als Ursache der stattgehabten Krampfanfälle.

Zusammenfassung: Die beschriebenen Fälle zeigen die Wichtigkeit der Bildgebung, sowie der neurologischen Begutachtung nach stattgehabten Krampfanfall in der Schwangerschaft. Diese ist nicht nur zum Ausschluss einer intracerebalen Blutung, einer Sinusvenenthrombose oder eines Hirnödems, sondern auch zum Ausschluss seltener Differenzialdiagnosen der Eklampsie von großer Bedeutung.

Di skussion: Eine postpartale cerebrale Bildgebung bei V.a. Eklampsie ist zwingend erforderlich. Hirntumoren in der Schwangerschaft sind selten. Die histologische Sicherung erfolgt in der Regel durch eine Biopsie. Der Verlauf der Schwangerschaft muss dadurch nicht beeinflusst sein.