Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_03_20
DOI: 10.1055/s-0028-1089100

Rupturierte Tubargravidität im hypoplastischen Horns eines Uterus bicornis

A Larbig 1, M Gonser 2, A Klee 2, K Müller 2, B Queißer 2, VJ Stinshoff 1
  • 1HSK, Dr. Horst Schmidt Klinik GmbH, Wiesbaden
  • 2Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Wiesbaden

Fragestellung: Die Prävalenz kongenitaler uteriner Anomalien beträgt 0,1%–3,2%. Ursächlich scheint eine Hemmungsfehlbildung der Müllerrsquor;schen Gänge zu sein. Die Inzidenz einer „ektopen Gravidität“ im rudimentären Uterushorn eines Uterus bicornis wird mit 1: 100.000 bis 1: 140.000 angegeben.

Methode: Wir stellen die Kasuistik einer 30-jährigen Patientin, II G I P, vor: Aufnahme der Patientin in der 26+4 SSW wegen starker Schmerzen im Unterbauch. Während des Aufnahme CTGrsquor;s gehäuft Dezelerationen, es fällt der Entschluss zur Notsectio.

Ergebnisse: Intraoperativ stellt sich eine Schwangerschaft in einem rudimentären Uterushorn bei einem Uterus bicornis dar. An der cranialen Spitze des Horns zeigt sich eine Rupturstelle. Es kommt es zur Entwicklung eines unreifen vitalen Frühgeborenen mit 840g, Apgar 3/7/8, pH 6,958.

Schlussfolgerung: Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Uterus bicornis ein lebendes Kind zu gebären beträgt ca. 62%. Bei Nachweis einer Schwangerschaft in einem hypoplastischen Horn wird die Häufigkeit einer Ruptur mit 90% im zweiten Trimenon angegeben. Essentiell ist eine korrekte Diagnosestellung im I. Trimenon. Dies erfolgte auch bei unserer Patientin in der 8+5 SSW in einem externen Pränatalzentrum, wobei der genaue Sitz der Schwangerschaft allerdings nicht sicher beurteilt werden konnte. Einen Kontrolltermin nahm die Patientin nicht war. Stattdessen erfolgte die weitere reguläre Vorsorge durch den niedergelassenen Gynäkologen in Unkenntnis der Lokalisation der Schwangerschaft. Der vorgestellte Fall verdeutlicht, wie wichtig eine genaue Lokalisation der Gravidität ist.