Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Onko_02_34
DOI: 10.1055/s-0028-1089001

Krebserkrankung im reproduktiven Alter – Welche Bedeutung haben fertilitätsprotektive Maßnahmen für die betroffene Frau?

M Wollenschein 1, A Dorn 2, M Montag 3, K van der Ven 3, M Braun 4, A Rohde 1
  • 1Gynäkologische Psychosomatik, Universitätsfrauenklinik Bonn, Bonn
  • 2Endokrinologikum Hamburg, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, Reproduktionsmedizin und Pränatale Medizin, Hamburg
  • 3Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Universitäts-Frauenklinik Bonn, Bonn
  • 4Allgemeine Frauenheilkunde und gynäkologische Onkologie, Universitätsfrauenklinik Bonn, Bonn

Durch das Deutsche Netzwerk für fertilitätsprotektive Maßnahmen bei Chemo- und Strahlentherapie „FertiProtekt“ gibt es in Deutschland an verschiedenen Standorten die Möglichkeit, das Einfrieren von Ovarialgewebe anzubieten. Dieses Angebot richtet sich an Krebspatientinnen im reproduktiven Alter vor Beginn einer Chemo- oder Strahlentherapie. Durch das Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn wurden bislang 30 Frauen mit verschiedenen Krebsentitäten mittels Fragebogen u.a. zu Aufklärung, Einstellung zur Kryokonservierung und Einfluss auf das Krankheitserleben befragt (durchschnittlich 1,5 Jahre nach der Diagnose). Fast alle Frauen fühlten sich hinsichtlich der Kryokonservierung gut durch ihre behandelnden Ärzte unterstützt und waren zufrieden mit der Beratung. Häufig wurde der Informationsstand der behandelnden Gynäkologen/Onkologen bemängelt, da diese zu wenig Kenntnis über fertilitätserhaltende Maßnahmen bei Krebspatientinnen hätten. Die Hälfte der Frauen erlebte einen positiven Einfluss auf ihr Krankheitserleben: „Ich konnte unbelasteter in die Chemotherapie gehen“; „Zu Wissen, alles getan zu haben, bevor die Chemo anfing “. Gleichzeit sind sich die Frauen über den experimentellen Charakter des Verfahrens immer bewusst. In dieser Untersuchung zeigten sich die Maßnahmen der Fertilitätsprotektion dazu geeignet, Selbstwirksamkeit und aktive Krankheitsverarbeitung der Frauen zu unterstützen. Möglichkeiten der Fertilitätsprotektion sollten mit jungen Krebspatientinnen frühzeitig besprochen werden, auch dann, wenn es sich um experimentelle Methoden wie z.B. die Kryokonservierung von Ovargewebe handelt.