Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Onko_02_27
DOI: 10.1055/s-0028-1088995

Die Adenom-Karzinom-Sequenz als ein Modell der ovariellen Carcinogenese: Ein klinisches Fallbeispiel

I Sözgen 1, A Dimmler 2, HG Meerpohl 3
  • 1St.Vincentius-Kliniken Karlsruhe, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Karlsruhe
  • 2St. Vincentius-Kliniken Karlsruhe, Institut für Pathologie, Karlsruhe
  • 3St. Vincentius-Kliniken Frauenklinik Karlsruhe, Karlsruhe

Als epitheliale Ovarialkarzinome (EOC) werden morphologisch sehr heterogene Neoplasien zusammengefasst. Molekularbiologisch erkennbar sind zumindest zwei unterschiedliche Wege der Karzinogenese. 1) Adenom–Karzinom Sequenz-Modell: Aus einem benignen Adenom entwickelt sich über das Stadium "Boderline-Tumor" (BOT) schrittweise ein gut-differenziertes seröses oder muzinöses Karzinom. 2) 1-Schrittmodell: De-novo-Entwicklung von schlecht-diff Karzinomen aus Zellen des ovariellen Oberflächenepithel. Zur Evaluation des Sequenzmodells können Erfassung und Beschreibung von Grenzfällen zwischen Zystadenom und BOT bzw. zwischen BOT und invasivem Karzinom einen Beitrag leisten. Kasuistik: 62j Pat, internistische VE (u.a. C2-ind. komp. Leberzirrhose, Z.n. Hep.B., Nik.abusus, CMP). Unauffällige gyn Anamnese und FA. Aus Wohlbefinden AU-Zunahme mit massiver Ascitesbildung in 6 Wochen, begleitend Stuhlunregelmäßigkeiten und Flatulentien. Internist. Diagnostik nicht wegweisend. Tumormarker CA-125 571 IU/ml. Gyn. Palp/TVS: bds. multizystische Adnextumoren, unscharf begrenzt. CT: Va. Peritonealkarzinose. Bei V.a. EOC L-LAP mit makroskop. Tumorausbreitung pelvin/extra-pelvin wie bei EOC. Entf.: Uterus, Adnexe bds., Peritoneum pelvin/z.T extra-pelvin, Omentektomie. Intraop. SS (Adnex-Tu bds.) sowie endgültige histologische Aufarbeitung allen Tumormaterials zeigen: Seröser BOT, FIGO IIIC, multiple non-invasive Implantate, keine gesicherte Invasion. Pathol. Zweitbefundung: Gut diff. Adeno-Ca der Ovarien bds. auf dem Boden eines serösen BOT. Implantationen in Peritoneum und Omentum sind als Peritonealkarzinose zu werten.

Die Kasuistik stützt die These des Sequenzmodells eindrücklich. Die Konsequenzen für das klinische Management sind zu diskutieren.