Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_02_38
DOI: 10.1055/s-0028-1088961

Ultraschalluntersuchung unmittelbar vor der Geburt–EIN MUSS! – Prospektive Untersuchung an über 1100 Geburten

C Hack 1, T Hitschold 1
  • 1Frauenklinik - Perinatalzentrum - Brustzentrum, Worms

Einleitung: Die Notwendigkeit der Ultraschalluntersuchung unmittelbar vor der Geburt wird mit Hinweis auf die Ungenauigkeit der Biometrie unter diesen Bedingungen vielerorten bestritten.

Patientinnen und Methodik: In einem prospektiven Untersuchungsansatz unter Beteiligung aller Ärztinnen und Ärzte der Frauenklinik wurden über ein Jahr alle Ultraschalluntersuchungen anlässlich der Aufnahme zur Geburt im Hinblick auf die fetale Biometrie, die Kindslage, die Plazentalokalisation und die Fruchtwassermenge unter Berücksichtigung erschwerender Bedingungen (Adipositas, Wehen, Oligohydramnion) in einer Datenbank erfasst und statistisch ausgewertet.

Ergebnisse: Die Gewichtsschätzung war in 85% der Fälle zutreffend (nicht mehr als 10% Abweichung vom tatsächlichen Geburtsgewicht). Dies fand sich in allen Arztgruppen (Assistenten, Fachärzte, Oberärzte, Chef) in etwa gleicher Weise, selbst unter erschwerten Bedingungen. Kräftige Kinder werden mit der US-Biometrie nahezu immer unterschätzt. Hierbei ist die Differenz zwischen BIP und TAD >14mm hilfreich (90% Makrosomie und/oder geburtsmechanische Schwierigkeiten oder Schulterdystokie). In 15% der Fälle wurden weitere relevante Faktoren entdeckt (BEL, QL, Plac. praevia, Anhydramnion).

Schlussfolgerungen: Die Ultraschalluntersuchung bei Eintritt in den Kreißsaal ist unverzichtbar. Befundete Auffälligkeiten führen in unserem Hause zu einer ärztlichen Aufklärung der Patientin und nicht selten zur Indikationsstellung zur Sectio. Dies ist nur zeitnah und i.d.R. nicht im Rahmen einer z.T. Wochen vor der Entbindung durchgeführten Ultraschalluntersuchung in der frauenärztlichen Praxis zu realisieren. Daher sollte eine solche Untersuchung in jeder Entbindungsklinik zum Standard gehören.