Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_02_23
DOI: 10.1055/s-0028-1088946

Insertio velamentosa als Ursache eines schweren diskordanten Wachstums bei monochorial-diamniotischer Gemini-Gravidität

S Jeschke 1, C Gerloff 1, SD Costa 1, L Welger 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Magdeburg, Magdeburg

Ursachen der IUGR bei Mehrlingen sind u.a. Faktoren, die die Plazentations- und Perfusionsverhältnisse betreffen. Die Inzidenz eines diskordanten Zwillingswachstums liegt bei monochorialen Schwangerschaften um 10–12%, die perinatale Mortalität bei 17–19%. Kasuistik: Erstvorstellung einer 27j. I. Gravida in der 18+4 SSW mit V.a. FFTS bei bestehender monochorial-diamniotischer Geminigravidität. Zwilling A: 18/4SSW, beg. Polyhydramnion; Zwilling B: 16/5SSW, Oligohydramnion, singuläre Nabelschnurarterie, Doppler: Nullfluss der A. umbilicalis. Bei Wachstumsdiskrepanz von ca. 50% (206g vs. 418g) sowie pathologischem Doppler erfolgte in der 22. SSW die stationäre Aufnahme. Im weiteren Verlauf ergaben engmaschige Kontrollen bei Zwilling B eine geringere Wachstumstendenz bei zunehmendem Oligohydramnion sowie pathologische Flussmuster der A.umbilicalis (reverse flow) und A. cerebri media. In der 30. SSW wurde die Sectio wegen eines hochpathologischen Dopplers und pathologischen CTG's bei ausgeprägter Wachstumsdiskordanz von ca. 53% durchgeführt: Zwilling A: 1490g, APGAR 8/9/9, NapH: 7,35; Zwilling B: 960g, APGAR 7/8/8, NapH: 7,42. Intraoperativ zeigte sich bei Zwilling B eine dünne Insertio velamentosa und eine singulärer Nabelschnurarterie bei insgesamt zierlicher Nabelschnur Fazit: Auch Nabelschnurpathologien können ursächlich für eine IUGR bei Geminigravidität sein. Bei schwerer Wachstumsdiskordanz empfiehlt sich die stationäre Überwachung mit regelmäßigen CTG-Kontrollen, Wachstums- und dopplersonographischen Untersuchungen. Liegen pathologische Überwachungsparameter sowie ein Wachstumsstillstand vor, muss nach Lungenreifeinduktion die Schwangerschaftsbeendigung diskutiert und durchgeführt werden.