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DOI: 10.1055/s-0028-1088926
Implementierung und Auswirkung eines Hebammenkreißsaals aus Sicht des ärztlichen Teams
Hintergrund: Internationale Studien zeigen niedrigere Interventionsraten in Hebammenkreißsälen im Vergleich zu üblich ärztlich geleiteten Kreißsälen bei vergleichbarem guten maternalen und fetalen Outcome. Ob sich die Implementierung eines Hebammenkreißsaals auch auf die ärztlichen Entscheidungskriterien zur Durchführung geburtshilflicher Interventionen auswirkt, wurde im Verbund Hebammenforschung in vorliegender Studie untersucht. Ergänzend wurde die Beurteilung der Implementierung betrachtet, da diese mit kontroversen Diskussionen verbunden sein kann.
Methoden: In einer Klinik mit implementiertem Hebammenkreißsaal sowie in einer Kontrollklinik wurden problemzentrierte Interviews nach Witzel mit Ärztinnen/Ärzten, Hebammen und Verwaltungsleitern zu zwei Untersuchungszeitpunkten geführt.
Ergebnisse: Die Implementierung eines Hebammenkreißsaals zeigt nach Angaben der Ärztinnen kaum Auswirkung auf die Entscheidungskriterien zur Durchführung geburtshilflicher Interventionen. Erwähnung findet eine höhere Zurückhaltung in Bezug auf Interventionen gegenüber den Frauen, die aus dem Hebammenkreißsaal in den üblichen Kreißsaal verlegt werden müssen. Mit der Implementierung verbundene Befürchtungen seitens der Ärztinnen und Ärzte bestätigten sich ebenso wenig wie die Angst vor Konkurrenz.
Schlussfolgerung: Initial zeigen sich durch die Implementierung eines Hebammenkreißsaals kaum Auswirkungen auf die ärztlichen Entscheidungskriterien. Ein großer Handlungsspielraum der Medizin bleibt somit erhalten. Die Bedeutung des Hebammenkreißsaals wird insgesamt positiv beurteilt. Den zu betreuenden Frauen kann hierdurch eine Alternative innerhalb der Geburtsklinik geboten werden.
Bewertung - Entscheidungskriterien - Hebammenkreißsaal - geburtshilfliche Interventionen