Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_02_29
DOI: 10.1055/s-0028-1088910

Blasenperforation durch einen ventrikulo-peritonealen Shunt bei einer jungen Frau – ein ungewöhnlicher gynäkologischer Notfall

U Pecks 1, B Brehmer 2, U Pecks 1, M Korinth 3, W Rath 1, C Bartz 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Universitätsklinikums der RWTH, Aachen, Aachen
  • 2Universitätsklinik für Urologie, Universitätsklinikum, RWTH Aachen, Aachen
  • 3Universitätsklinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum, RWTH Aachen, Aachen

Einleitung: Zu den bekannten Komplikationen ventrikolo-peritonealer Shunts gehören Infektionen, Ventilfehlfunktionen, Überdrainage und Kraniosynostosen. Viszerale Perforationen sind selten und werden in der Literatur kasuistisch beschrieben. Erwähnt werden Kolonverletzungen mit analen Protrusionen sowie umbilikale Penetrationen. Blasenverletzungen wurden bislang nur im Rahmen von zystoplastischen Rekonstruktionen als Rarität beschrieben.

Kasuistik: Im gynäkologischen Notdienst stellte sich eine 22jährige Patientin mit dem Gefühl eines intermittierenden intravaginalen Fremdkörpergefühls vor. Dies wurde bei Tamponwechseln wiederholte bemerkt. Ein Jahr zuvor hatte die Patientin bei einem Hydrocephalus occlusus bei Blockade des Foramen Monroi durch ein pilozytisches Astrozytom im Zuge der neurochirugischen Therapie eine Ventrikeldrainage erhalten. Gynäkologisch war kein auffälliger Befund zu erheben. Intravesikal konnte sonographisch ein strangförmiger Fremdkörper dargestellt werden. Die kontrastmittelunterstützte Zystographie mit Beckenübersicht wies den dislozierten, die Blase penetrierenden abdominalen Shuntanteil nach. Nach Entfernung und Ersatz durch einen atrialen Katheter heilte die Blasenverletzung folgenlos aus.

Zusammenfassung: Auch primär überraschend erscheinenden Beschwerden im gynäkologischen Notdienst sind stringent und zielstrebig abzuklären, um ggf. lebensbedrohliche Komplikationen für die Patienten zu vermeiden. Wir beschreiben zum ersten Mal eine Blasenperforation bei einer jungen, diesbezüglichen unbelasteten Patientin durch einen vertrikulo-peritonealen Shunt bei Therapie eines intrakraniellen Malignoms und geben eine Übersicht über die hierzu verfügbare Literatur.