Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Endo_01_01
DOI: 10.1055/s-0028-1088867

Eine ovarielle Stimulation und Eizellentnahme als fertilitätsprotektive Maßnahme kann mit Hilfe von AMH optimiert werden

R Pavlik 1, M von Wolff 2, C Zeeb 3, B Lawrenz 4, T Frambach 5, CJ Thaler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU München, Klinikum Großhadern, München
  • 2Abt. Gyn. Endokrinologie & Fertilitätsstörungen, Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 3Institut FIORE, Fachinstitut der Ostschweiz für Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie, St. Gallen, Schweiz
  • 4Frauenklinik der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Tübingen
  • 5Universitäts-Frauenklinik Würzburg, Würzburg

Häufig lässt bei Tumorpatientinnen die drängende onkologische Therapie keine zyklusabhängige Evaluation der ovariellen Funktion zu. Im Rahmen des Netzwerkes „FertiPROTEKT“ haben wir untersucht, ob das Anti-Müller-Hormon (AMH) auch bei Krebspatientinnen als ein valider Marker für die Beurteilung der ovariellen Funktionsreserve dienen kann.

In diese prospektive, multizentrische Studie wurden 30 Tumor-Patientinnen eingeschlossen, bei denen eine kontrollierte ovarielle Hyperstimulation (COH) mit anschließender Follikelpunktion durchgeführt wurde. Die Blutentnahme zur AMH Bestimmung wurde vor Therapiebeginn durchgeführt. Die Serum AMH-Konzentrationen wurden mittels ELISA gemessen und mit der Anzahl der Oozyten, dem Alter der Patientinnen, dem Gesamt-FSH-Bedarf und der Stimulationsdauer verglichen.

Die mittlere AMH-Konzentration lag bei 1.03±0.95 ng / ml. Die durchschnittliche Anzahl der Oozyten betrug 11,6±8.7. Das durchschnittliche Alter der Patientinnen betrug 28.1±5.3 Jahre. Die Gesamtmenge an FSH betrug 1.359 bis 5.800 IU und die Stimulationsdauer 11,5±2.6 Tage. Die multilineare Regressionsanalyse zeigte, dass die Anzahl der gewonnenen Eizellen nur mit der AMH-Serumkonzentration signifikant (p<0.001; r2=0,63) korrelierte.

Unsere Daten zeigen einen hochsignifikanten Zusammenhang zwischen der AMH-Serumkonzentration und der Zahl gewonnener Oozyten nach COH. Eine AMH-Bestimmung vor COH erlaubt damit für Tumor-Patientinnen eine schnelle und zyklusunabhängige Einschätzung der ovariellen Reaktionsbereitschaft und ermöglich somit eine Optimierung und Effizienzsteigerung der Gewinnung von Oozyten als fertilitätsprotektive Maßnahme.