Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_01_39
DOI: 10.1055/s-0028-1088792

Schwangerschaftsabbrüche im 2. und 3. Trimenon – das ethische Dilemma aus Sicht der Pränatalmediziner

A Dorn 1, A Rohde 2
  • 1Endokrinologikum Hamburg, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, Reproduktionsmedizin und Pränatale Medizin, Hamburg
  • 2Gynäkologische Psychosomatik, Universitätsfrauenklinik Bonn, Bonn

Neben der deutlichen Reduktion der maternalen wie fetalen Morbiditäts- und Mortalitätsraten durch die Pränatalmedizin bleiben nach wie vor einige Erkrankungen des Kindes untherapierbar. Vor allem die pränatale Feststellung genetisch bedingter Erkrankungen ohne therapeutische Optionen kann für die Betroffenen die Frage aufbringen, ob sie die Schwangerschaft fortsetzen können oder im Rahmen der medizinischen Indikation (§ 218a Abs. 2 StGB) abbrechen lassen wollen. Eine solche „medizinische Indikation“ zum Schwangerschaftsabbruch wird in der Regel von Pränatalmedizinern gestellt, meist nach interdisziplinären Beratungen.

Das erste Dilemma zeigt sich für den beratenden Mediziner darin, möglichst umfassend über Risiken und Konsequenzen pränataldiagnostischer Untersuchungen aufzuklären, ohne jedoch jede Schwangere in große Sorgen und Ängste zu versetzen. Wird ein pathologischer Befund bei einer PND-Untersuchung sichtbar, muss der Arzt diese meist stark schockierende Nachricht mitteilen und dann sachlich und einfühlsam weitere Wege aufzeigen. Gemeinsam mit den Betroffenen muss eine Entscheidungsfindung gelingen, die auch mit ethischen und moralischen Vorstellungen des Arztes übereinstimmen muss, da er letztlich die Indikation zu einem evtl. Schwangerschaftsabbruch stellt. Die eigenen klinischen Erfahrungen und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation[1] von 3 Modellprojekten zu den psychosozialen Aspekten bei pathologischem fetalen Befund (512 Frauen wurden in eine Verlaufsstudie über 2 Jahre eingeschlossen) werden in den Vortrag mit einfließen.