Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_01_15
DOI: 10.1055/s-0028-1088768

Fetomaternale Transfusion bei Chorioamnionitis und Präekklampsie – Beteiligung der Entzündungsreaktion an einer Fetomaternalen Transfusion

C Scholz 1, C Hermann 1, B Toth 2, F Kainer 1, K Friese 1, U Jeschke 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München
  • 2Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU München, Klinikum Großhadern, München

Einleitung: Der Übertritt geringen Mengen fetalen Blutes in den mütterlichen Kreislauf (FMT) ist ein physiologisches Ereignis, kann jedoch bei mehr als 30ml zu einer unmittelbaren fetalen Kompromittierung oder einer Blutgruppenunverträglichkeit trotz adäquater Prophylaxe führen. Obwohl Risikofaktoren bekannt sind z.B. Placenta Praevia (PP), ist eine stattgehabte FMT meistens ein Zufallsbefund. Ziel dieser Untersuchung war die Klärung des Einflusses einer plazentaren Entzündungsreaktion auf eine FMT. Methoden: Wir untersuchten 38 Schwangere im dritten Trimenon mit PP (n=8), sowie Chorioamnionitis (CA) (n=5), Präekklampsie (PE) (n=14) und Kontrollkollektiv (KK) (n=11) quantitativ auf eine FMT (Fetal Cell Count Kit II®, IQ-Products; Nachweisgrenze 0,015%) und korrelierten das Ergebnis mit Entzündungsparametern des peripheren Blutes sowie immunhistochemisch mit den trophoblastären Markern hPL, hCG und MUC–1. Ergebnisse: Patientinnen mit CA und PE hatten im Vergleich zum KK eine signifikant höhere FMT. Leukozytose und erhöhter CRP-Wert hatten jedoch im individuellen Fall keinen Vorhersagewert auf die Höhe der FMT. Histologisch konnten keine signifikanten Unterschiede bezüglich hPL- und hCG- Produktion gezeigt werden. Interessanterweise zeigte sich jedoch mit vermehrter FMT eine Reduktion der apikalen MUC–1 Färbung am Trophoblasten. Bei den Fällen einer FMT über 30ml war zudem die generelle Expression von MUC–1 signifikant reduziert. Diskussion: Die plazentare Entzündungsreaktion hat einen signifikanten Einfluss auf die FMT. Es fehlen geeignete Serummarker. Die histologische Aufarbeitung der Plazenta und die signifikant geringere MUC–1 Expression könnte zur Findung solcher Marker beitragen.