Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_01_11
DOI: 10.1055/s-0028-1088764

Der Einfluss sozialmedizinischer Faktoren auf die Frühgeburtlichkeit

F Woernle 1, F Dede 2, U Mueller 3, S Schmidt 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Marburg, Marburg
  • 2Frauenklinik im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus Siegen, Siegen
  • 3Institut für Medizinische Soziologie und Sozialmedizin, Zentrum für Methodenwissenschaften und Gesundheitsforschung, Marburg

In den letzten Jahren rückt der Einfluss von Sozialfaktoren auf Verlauf und Ausgang der Schwangerschaft in das Blickfeld des wissenschaftlichen Interesses. Der großen Bandbreite an auslösenden Ereignissen steht eine ebenso große Variabilität individueller Reaktionen gegenüber. Nicht alle Frauen reagieren auf verschiedene Sozialfaktoren identisch, sondern es kommt ein individueller Einfluss dazu. Es ist evident, dass Sozialfaktoren einen Einfluss auf Verlauf und Ausgang der Schwangerschaft haben. In der vorliegenden Studie wurde in einem prospektiven Untersuchungsdesign der Einfluss des Sozialstatus auf die Frühgeburtlichkeit untersucht. Der verwendete Fragebogen wurde auf Basis ausführlicher Literaturrecherchen entwickelt. Die Befragung fand in einem persönlichen Gespräch in der Frauenklinik des ev. Jung-Stilling-Krankenhauses in Siegen statt und erfolgte nach der Entbindung. Die Befragung bestätigt, dass Schwangere mit bekannten Risikofaktoren, wie eine belastete Schwangerschaftsanamnese (vorherige Frühgeburt bzw. Frühabort), signifikant mehr Frühgeburten erleiden als andere Schwangere. Während das Alter der Frau keinen Einfluss auf die Frühgeburtlichkeit zeigt, haben Frauen, deren Partner älter als 40 Jahre ist, signifikant weniger Frühgeburten als Frauen, deren Partner jünger ist. Frauen ohne Schulabschluss haben hochsignifikant mehr Frühgeburten als Frauen mit Schulabschluss. Auch Ehestand geschieden, finanzielle Notlage, Beruf des Partners und Religion zeigen eine klare Signifikanz als prädisponierende Faktoren der Frühgeburtlichkeit. Neben den bekannten somatisch-medizinischen Risikofaktoren für eine Frühgeburt bestehen sozialmedizinische Faktoren, die in der Beratung und Vorsorge schwangerer Frauen Beachtung finden sollten.