Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_01_08
DOI: 10.1055/s-0028-1088761

Lösliche Fms-like tyrosine kinase–1 (sFlt–1) und Autoantikörper gegen den AT1-Rezeptor bei Präeklampsie – Vergleich in einem verblindeten Studiendesign

S Verlohren 1, F Herse 2, K Wenzel 2, C Redman 3, J Dudenhausen 1, R Dechend 2
  • 1Klinik für Geburtsmedizin, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin
  • 2Franz-Volhard-Klinik, HELIOS-Klinikum, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Buch, Berlin
  • 3Department of Obstetric and Gynecology, University of Oxford, Oxford, England

Lösliche, zirkulierende Faktoren, wie s-Flt–1 und agonistische Autoantikörper am AT1-Rezeptor (AT1-AA) spielen eine wichtige Rolle für die Pathogenese der Präeklampsie (PE). Der Zusammenhang zwischen dem Auftreten von AT1-AA und anderen Risikofaktoren bei PE ist bisher nicht in einem verblindeten Studiendesign untersucht worden. Wir haben Serum und Plasma von Patientinnen mit PE mit dem von unkomplizierten Schwangeren paarweise verglichen (n=30 pro Gruppe). AT1-AA wurden bei 70% der PE detektiert, während bei 80% der Kontrollpatientinnen keine AT1-AA festgestellt werden konnten. Die Vorhersagekraft von AT1-AA für das spätere Auftreten von PE stieg mit zunehmendem Gestationsalter. Die Vorhersagewahrscheinlichkeit erhöhter sFLT–1-Spiegel zwischen beiden Gruppen betrug 96%. AT1-AA negative Patientinnen mit PE hatten vergleichbare sFlt–1-Spiegel. Die Bindungsstelle der AT1-AA am AT1-Rezeptor ist homolog zum VP2-Oberflächenprotein des Parvovirus. Antikörper gegen VP–2 reagieren im funktionellen AT1-AA-Bioassay. Wir konnten keine signifikanten Unterschiede im Parvovirusstatus (VP2 +) bei PE vs. Kontrollen sowie bei AT1-AA positiven vs. negativen Schwangeren finden. Demgegenüber konnten bei VP2+ Patientinnen mit einer komplikationslosen Viruselimination und einer länger zurückliegenden Erkrankung in 81% vs. 28% der Fälle AT-AA nachgewiesen werden. Das Serum von PE-Schwangeren hatte keinen Einfluss auf die Proliferation und Differenzierung endothelialer Progenitor-Zellen nach Ex-vivo-Kultivierung. Die Daten belegen, dass sFlt–1 und AT1-AA unabhängige Phänomene sind. Das Auftreten oder die Wirkung der AT1-AA sind nicht das Resultat eines molekularen Mimikry des Parvovirus VP2 Oberflächenproteins.