Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Geb_01_02
DOI: 10.1055/s-0028-1088755

Bryophyllum pinnatum. ein wirksames Tokolytikum??

U von Mandach 1, R Wächter 2, M Ramos 3, R Brenneisen 4, R Zimmermann 5
  • 1Klinik für Geburtshilfe, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
  • 2Klinik für Geburtshilfe UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Schweiz
  • 3Weleda AG, Arlesheim, Schweiz
  • 4DKF Universität Bern, Bern, Schweiz
  • 5Departement f. Frauenheilkunde, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Schweiz

Einführung

Bryophyllum pinnatum Präparate werden seit fast 40 Jahren in Kliniken mit anthroposophisch erweiterter Medizin zur Tokolyse angewendet. Ihr hohes Nutzen/Risiko Potential (gute Wirkung, wenig Nebenwirkungen) hat uns vor Jahren veranlasst, die Präparate präklinisch, klinisch und chemisch-analytisch zu untersuchen.

Material und Methoden

Die Untersuchungen betreffen 1. präklinische Studien zur Hemmung der Kontraktilität von Myometriumstreifen in vitro. 2. eine retrospektive Untersuchung zum Vergleich von B. pinnatum vs. Betamimetika (Safety Studie), 3. eine laufende prospektive Studie B. pinnatum vs. Nifedipin (Phase II Studie) und 4. die chemische Auftrennung mittels HPLC und LC/MS u.a. von B. pinnatum Blätter-Presssaft (Ausgangssubstanz für B. pinnatum Tabletten*) in Fraktionen mit verschiedenem chemischem Muster.

Ergebnisse

B. pinnatum hemmt als Presssaft und in bestimmten chemischen Fraktionen davon spontane und Oxytozin-induzierte Kontraktionen. Retrospektiv beurteilt ist die Sicherheit von B.pinnatum äquivalent zu der von Betamimetika. Die prospektive Untersuchung zur Akuttokolyse mit B. pinnatum Tabletten vs. Adalat GITS über 48 Stunden zeigt bei den bisher rekrutierten Patientinnen noch keine Unterschiede. Die quantitativ wesentlichsten Fraktionen enthalten in abnehmender Menge Flavonoide, Zimtsäurederivate und Bufadienolide.

Schlussfolgerung

B. pinnatum ist eine viel versprechende Pflanze, deren Auszüge sich als ganzes und in gewissen Fraktionen für die Kontraktilitätshemmung des Myometriums eignen. Ergebnisse aus der prospektiven Studie werden dringend erwartet; weitere chemische und pharmakologische Untersuchungen u.a. zum Wirkungsmechanismus sind geplant.