Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_01_41
DOI: 10.1055/s-0028-1088746

Netzperforation nach bandunterstützter vorderer Scheidenwandplastik mit transfusionspflichtiger vaginaler Blutung

F Kohorst 1, K Wiesner 2, R Kreienberg 1, A Reich 2
  • 1Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm
  • 2Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm

Einleitung: Die Senkungserkrankung ist eine im Alter zunehmende Problematik der Frau mit hoher Prävalenzrate. Auf der Suche nach Stabilisierung bei hoher Rezidivrate der klassischen Operationen, wird vermehrt alloplastisches Material verwendet. Das Einbringen von Netzen bringt jedoch ein neues Komplikationsspektrum mit, wozu auch die vaginale Netzerosion mit Raten von bis zu 19% gehört.

Fallbericht: Eine 47jährige Patientin wurde 20 Tage nach auswärts durchgeführter vaginaler Hysterektomie und vorderer Plastik mit einem transobturatorischen Prolenenetz, intubiert wegen starker vaginaler Blutung zu uns verlegt. Das Netz lag im Bereich der Scheidenvorderwand frei und war putride belegt. Eine relevante Blutung bestand bei Aufnahme nicht mehr. 2 Erythrozytenpräparaten wurden transfundiert. Im Abstrich fanden sich multiresistente Escherichia coli, weshalb die bereits kurz postoperativ durchgeführte Antibiose ohne Erfolg blieb. Die sichtbaren Anteile des Netzes wurden entfernt. Die Patientin konnte zwei Tage später entlassen werden. 6 Wochen später zeigten sich gut fixierte Scheidenwände und eine kleine Erosion, die problemlos ambulant entfernt werden konnte.

Schlussfolgerung: Bei aller Begeisterung für innovative Verfahren dürfen vor Anwendung von Netzen, weder die Risiken, noch die Möglichkeit der klassischen Senkungskorrektur vergessen werden. Nach unserer Meinung bleibt der Einsatz von Meshes bei dünner Datenlage bestimmten Indikationen vorbehalten. Hervorzuheben ist die Notwendigkeit zur adäquaten Aufklärung bezüglich der höheren Komplikationsraten. Bei postoperativer Infektion ist bei zunehmender Rate multiresistenter Keime die mikrobiologische Untersuchung unverzichtbar.