Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_01_31
DOI: 10.1055/s-0028-1088737

Akute Pseudo-Obstruktion des Colons oder Ogilivie-Syndrom nach Sectio caesarea: Kasuistik und Literaturangaben

C Müller-Aufdemkamp 1, K Huber 1, P Wolfrum-Ristau 1, S Sabus 1, T Fischer 1
  • 1Frauenklinik,Krankenhaus Landshut-Achdorf, Landshut

Es wird ein Fall von Ogilivie-Syndrom bei einer 19jährigen Einspara nach Sectio caesarea beschrieben. In den ersten 72h post OP entwickelte sich ein massiv geblähtes Abdomen mit deutlichem Peritonealreiz in allen vier Quadranten ohne Darmgeräusche. Unter dem dringenden Verdacht einer Peritonitis unklarer Genese wurde der Entschluss zur Re-Laparotomie gefällt. Intraoperativ zeigte sich eine massive Dilatation des gesamten Colonrahmens ohne organbezogene Ursache. Es wurde eine Dekompression des Colons sowie postoperativ ein tägliches endoskopisches Absaugen durchgeführt. Schlussfolgerung: Das Ogilivie-Syndrom ist eine seltene und ernste Komplikation nach Sectio caesarea oder anderen abdominalen Eingriffen mit einer Letalität von 15–20%, bei einer Ischämie oder Perforation von 36–50%. Es ist durch ein adynamisches nicht obstruiertes Colon gekennzeichnet, mit rascher Progression der Dilatation des Caecum und Colon transversum. Insgesamt werden ca. 23 kasuistische Fälle des Ogilivie-Syndroms nach Sectio caesarea in der Literatur beschrieben. Ätiologie und Pathogenese sind weitgehend ungeklärt, doch werden prädisponierende Faktoren diskutiert wie urologische, gynäkologische und orthopädische Eingriffe im Abdomen, Traumata im Retroperitonealraum, Sepsis, virale Infektionen und metabolische Faktoren, die eine Imbalance im autonomen Nervensystem in diesen Bereichen herbeiführen können. Die am besten dokumentierte Therapie des APCO ist die intravenöse Gabe von Neostigmin. Der Erfolg konservativer Maßnahmen wird mit 20–90% beschrieben. Ab einer Dilatation des Colons über 12cm und bei Progression des Krankheitsbildes ist eine koloskopische Dekompression bzw. eine chirurgische Intervention erforderlich.