Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_01_30
DOI: 10.1055/s-0028-1088736

Gewalt während der Schwangerschaft – Fragebogenumfrage auf der Wöchnerinnenstation in einem Universitätsklinikum

D Stöckl 1, H Stöckl 2, L Hertlein 1, HD Budiman 1, K Friese 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU München, Klinikum Großhadern, München
  • 2Department of Social Policy & Social Work, University of Oxford, Oxford, Great Britain

Einleitung: Psychische, körperliche und sexuelle Gewalt während der Schwangerschaft ist ein bisher kaum untersuchtes Thema in Deutschland. Ziele der Arbeit sind eine Schätzung der Prävalenz von Gewalt in der Schwangerschaft und die Aufdeckung von Zusammenhängen zwischen Gewalterfahrungen in der Schwangerschaft mit sozio-demographischen Faktoren.

Studienaufbau: In einer deutschen Universitätsklinik wird seit Oktober 2007 ein vierseitiger Fragebogen an postpartale gut deutsch sprechende Patientinnen ab 18 Jahren ausgeteilt. Die Teilnahme an der Umfrage ist freiwillig und findet nur in Abwesenheit des Partners statt. Eine modifizierte Version des Abuse Assessment Screens wird zur Erfassung der Prävalenz von Gewalt in der Schwangerschaft genutzt.

Ergebnisse: Von 258 verteilten Bögen wurden bisher 175 ausgefüllt zurückgegeben. 2,9% der Frauen berichteten von körperlicher und sexueller Gewalt in der Schwangerschaft, mit psychologischer Gewalt erhöht sich dieser Wert auf 7%. Signifikante Unterschiede zwischen Frauen mit oder ohne Gewalterfahrungen in der Schwangerschaft bestehen bezüglich des Familienstandes, des Bildungsstandes und der Berufstätigkeit der Frau, des Bildungsstandes und der Berufstätigkeit des Partners und der Planung der Schwangerschaft. 15% der Frauen berichteten körperliche oder sexuelle Gewalt vor der Schwangerschaft erlebt zu haben.

Diskussion: Es handelt sich um eine Zwischenauswertung einer laufenden Studie. Der angestrebter Rücklauf sind 400 Fragebögen. Eine Kooperation mit anderen Kliniken ist wünschenswert, um eine repräsentative Prävalenz in Deutschland zu erfassen und eine Verbesserung der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu erreichen.