Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_01_18
DOI: 10.1055/s-0028-1088724

Toxoplasmose-Screening in der Schwangerschaft- eine retrospektive Analyse

M Schmidt 1, F Kainer 1, K Friese 1, I Mylonas 2
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München
  • 2Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innenstadt- LMU München, München

Fragestellung: Ein Screening auf Toxoplasmose gehört bislang nicht zu den Mutterschaftsrichtlinien in Deutschland. Allerdings ist die Inzidenz und Prävalenz bei Schwangeren in Deutschland noch weitgehend unklar, im Jahr 2006 wurden 10 Fälle einer manifesten konnatalen Toxoplasmainfektion in Deutschland beschrieben.

Methodik: Insgesamt wurden 15856 Entbindungen an der Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe – Klinikum Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität München zwischen den Jahren 2001 bis März 2008 retrospektiv auf einen durchgeführten Toxoplasmosestatus untersucht.

Ergebnisse: Insgesamt wurde bei 6341 (39.99%) Patientinnen ein Toxoplasmosetiter bestimmt. 3961 Patientinnen (25%) wiesen keine Immunität auf im Vergleich zu 826 Schwangeren (5.2%) mit einer Immunität. Bei 1595 Patientinnen (9.7%) wurde ein Toxoplasmosetest durchgeführt, ohne einen genauen Titer bzw. einen Immunstatus retrospektiv definieren zu können. Bei neun Schwangeren (0.057%) konnte eine Serokonversion festgestellt werden. Allerdings zeigten von den insgesamt 4796 getesteten Schwangeren mit einem vorhandenen Immunstatus nur 17.2% eine Immunität gegen eine Toxoplasmainfektion im Vergleich zu 82.6% ohne Immunität und 0.002% mit primärer Serokonversion.

Schlussfolgerung: Obwohl zuverlässige epidemiologische Daten für Deutschland nicht vorhanden sind, ist die beobachtete Inzidenz einer Toxoplasmose in der Schwangerschaft von <0.1% in der urbanen Bevölkerung als niedrig einzuschätzen. Allerdings haben 82.6% der getesteten Schwangeren keine Toxoplasmose durchgemacht und sind, bei einer entsprechenden Exposition, möglicherweise anfällig für eine primäre Infektion mit den daraus resultierenden Folgen für Mutter und Kind.