Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_01_10
DOI: 10.1055/s-0028-1088716

Prä- und postpartale Depressivität – Erste Erkenntnisse aus FRAMES

TW Goecke 1, J Knörr 1, S Bleich 2, MW Beckmann 1, PA Fasching 1, RL Schild 1, U Reulbach 2
  • 1Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Erlangen
  • 2Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, Erlangen

Einleitung: Die postpartale Depressivität wird je nach Diagnosesystem in westlichen Industrieländern mit einer Prävalenz von 10–15% angegeben. Studienergebnisse über präpartale Depressivität liegen kaum vor. In einer prospektiven klinischen Studie (FRAMES: Franconian Maternal Health Evaluation Studies) wurden alle Erstgebärenden, die sich im Universitäts-Perinatalzentrum Franken zur Geburt anmeldeten, erfasst.

Methode: Insgesamt wurden 1100 Schwangere in FRAMES eingeschlossen. Es fanden sowohl präpartal (ab 30. SSW), 2 Tage auch 6 Monate postpartal (pp) ein strukturiertes Interview mit psychologischen Tests (EPDS, ESS, FPI, Hamilton, PSQI, SF–36) statt.

Ergebnisse: Die Werte der Depressivitätsscores im EPDS (Friedman-test, χ2=110,8, df=2, p<0,001)–und Hamilton-Fragebogen (χ2=312,6; p<0,001) unterschieden sich signifikant zwischen den einzelnen Untersuchungszeitpunkten. Bei beiden Depressionsfragebögen fanden sich die höchsten Depressivitätswerte präpartal. Hamilton–(Kruskal-Wallis; χ2=54,3; p<0,001) und EPDS (χ2=14,7; p=0,001) zeigten am 2 Tage pp signifikant niedrigeren Werte in Bezug auf den Geburtsmodus. Bei Frauen mit einer sekundärer Sektio lassen sich im Vergleich zur elektiven Sektio signifikante Unterschiede (EPDS: p=0,003; Hamilton: p=0,003) 2 Tage pp zeigen. Sozioökonomischen Parameter haben ebenfalls Einfluss auf die prä- und postpartale Depressivität.

Diskussion: Interessanterweise zeigt sich im untersuchten Kollektiv eine erhöhte präpartale Depressivität, die unabhängig vom Geburtsmodus am 2. postpartalen Tag ein Minimum erreicht.