Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - PO_Gyn_01_05
DOI: 10.1055/s-0028-1088711

Prähospitale geburtshilfliche Notfälle – Retrospektive Analyse eines 5-jährigen Zeitraumes in einem bodengebundenen städtischen Notarztsystem

N Freerksen 1, H Maul 1, R Schreckenberger 2, E Martin 2, C Sohn 1, M Bernhard 2
  • 1Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 2Universität Heidelberg, Heidelberg

Im deutschen Notarztsystem stellt ein geburtshilflicher Notfall eine Rarität dar. Diese mit hohen emotionalen Belastungen verbundene Situation ist für den behandelnden Rettungsmediziner eine besondere Anforderung, welche spezieller Aufmerksamkeit während der Ausbildung bedarf. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Frequenz, den Verlauf und die medizinischen Maßnahmen während eines geburtshilflichen Notarzteinsatzes zu evaluieren.

In einer retrospektiven Untersuchung wurden daher über einen fünfjährigen Zeitraum die Notarzteinsatzprotokolle hinsichtlich „geburtshilflicher Notfälle“ evaluiert.

Insgesamt konnten 40 Einsätze (0,2% aller Einsätze) mit geburtshilflichen Notfällen identifiziert werden. Bei 18 der 40 Patientinnen fand eine prähospitale Geburt statt. Geburtsort war in 15 Fällen die häusliche Umgebung, in 2 Fällen die Autobahn und in einem Fall die Praxis eines niedergelassenen Gynäkologen. In 20 weiteren Fällen erfolgte der Transport der Schwangeren unter Wehentätigkeit in eine Klinik. Zu den notärztlichen Massnahmen am Notfallort zählten die Anlage eines i.v.-Zuganges, die Leitung der ausserhospitalen Geburt und die Tokolyse, sowie bei den prähospitalen Entbindungen die Gabe von Oxytocin, die Abnabelung und Neugeborenenversorgung.

Geburtshilfliche Notfälle im bundesdeutschen Notarztsystem treten sehr selten, jedoch regelmässig auf. Die sachgemässe Versorgung und Therapie ausserhospitaler geburtshilflicher Notfälle stellt hohe Anforderungen an den behandelnden Rettungsmediziner. Dieses muss in der Aus- und Fortbildung beachtet werden, da sowohl von gynäkologischer als auch von neonatologischer Seite Standards zur prähospitalen Versorgung berücksichtigt werden müssen.