Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV_Trafo_01_07
DOI: 10.1055/s-0028-1088696

Teratomenzephalitis- ein neues Krankheitsbild in der Gynäkologie?

C Rudlowski 1, P Niehusmann 2, W Kuhn 3, C Bien 4
  • 1Allgemeine Frauenheilkunde und gynäkologische Onkologie, Universitätsfrauenklinik Bonn, Bonn
  • 2Institut für Neuropathologie, Universitätsklinik Bonn, Bonn
  • 3Allgemeine Frauenheilkunde und gynäkologische Onkologie, Universitätsfrauenklinik Bonn, Bonn
  • 4Klinik für Epileptologie, Universitätsklinik Bonn, Bonn

Eine neue Form der Enzephalitis wird für Frauen beschrieben mit gleichzeitig vorliegendem Teratom. Die Frauen zeigten Antikörper gegen N-methyl-D-Asparat-Rezeptoren (NMDA-R), die in hypokampischen Nervenfasern lokalisiert sind. Ob die Antikörperbildung durch neuronale Antigenstrukturen in Ovarien bedingt wird, ist ungeklärt. In dieser Studie wurde Häufigkeit und klinischer Stellenwert des Nachweises von NMDA-R Antikörpern untersucht.

Von 2005–2007 wurde eine prospektive Studie durchgeführt, die Frauen mit Epilepsie unbekannter Ätiologie identifizieren sollte. Die Konzentration von NMDA-R Antikörpern im Liquor wurde immunhistochemisch gemessen. Die Frauen wurden gynäkologisch untersucht und ein MRT-Becken durchgeführt.

Es konnten 19 Frauen im Alter zwischen 15–45 Jahren mit einer Epilepsie unklarer Genese identifiziert werden. Bei 5 von ihnen wurden Antikörper gegen NMDA-R im Liquor nachgewiesen. Im Rahmen der klinischen Untersuchung zeigte sich eine der 5 Frauen mit neoplastisch veränderten Ovarien, in denen histologisch neuroendokrine Tumoren nachweisbar waren. Nach operativer Entfernung zeigte sich ein komplettes Verschwinden der neurologischen Symptome. Bei den anderen 4 Frauen konnten bis jetzt klinisch keine auffälligen Ovarien ausgemacht werden.

Der Nachweis von NMDA-R Antikörpern ist assoziiert mit Enzephalopatien unbekannter Ätiologie bei prämenopausalen Frauen. In wieweit Antigenstrukturen in neoplastischen Ovarien hierfür kausal verantwortlich sind, ist nicht geklärt. Offen ist auch, ob eine operative Abklärung der Ovarien bei Nachweis von NMDA-R Antikörpern sinnvoll ist.