Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV_Geb_02_10
DOI: 10.1055/s-0028-1088665

Inanspruchnahme der pH-Selbstmessung zur Reduktion der Frühgeburtlichkeit

E Siegmund-Schultze 1, UB Hoyme 2, P Wenzlaff 3, A Schneider 4, EM Bitzer 4
  • 1Kaufmännische Krankenkasse, KKH, Hannover
  • 2Heliosklinikum Erfurt, Erfurt
  • 3Niedersächsischen Projektgeschäftsstelle Qualitätssicherung Geburtshilfe, Hannover
  • 4ISEG-Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung, Hannover

Im Rahmen eines 12/2003–3/2006 von vier Krankenkassen (KKH, BEK, TK, HMK) in fünf Bundesländern durchgeführten Modellvorhabens wird untersucht, inwiefern Selbstmessungen des Scheiden-pH-Wertes zur Vermeidung von Frühgeburten beitragen. Die Teilnehmerinnen der durch Selbstselektion entstandenen Interventionsgruppe (Interessierte, n=16.371) haben zu 40% auch einen ausgefüllten Dokumentationsbogen übermittelt (Teilnehmende). Die Kontrollgruppe umfasst Schwangere, die keine Testhandschuhe anforderten. Neben den Dokumentationsbögen liegen pseudonymisierte Krankenkassendaten zur Versicherten und zur Entbindung vor, sowie durch die Einbindung von Perinatalerhebungsdaten Angaben zu Schwangerschaft und Entbindung. Aus den fünf Bundesländern liegen für den gesamten Projektzeitraum Daten zu 119.646 Geburten vor. Im Vergleich zur Kontrollgruppe sind Interessierte im Durchschnitt 1,3 Jahre (Teilnehmende 1,8J.) älter (jeweils p<.0001), Mehrlingsschwangerschaften sind häufiger (p<.0001). Die Subgruppenanalysen für die Jahre 2004 und 2005 in Bayern und Niedersachsen an 39.666 Geburten zeigen, dass die Interessierten und die Teilnehmenden häufiger zuvor Frühgeburten hatten (p<.001 bzw. p<.05). Sowohl Teilnehmende als auch Interessierte sind häufiger durch IVF schwanger geworden und haben seltener in der Schwangerschaft geraucht als die Frauen der Kontrollgruppe (p<.0001). Erwartungsgemäß findet das Modellvorhaben bei Frauen mit erhöhtem Risiko für eine Frühgeburt stärkeren Zuspruch. Diesem Umstand wird bei der Bewertung der Effektivität der Intervention durch den Einsatz geeigneter statistischer Verfahren (z.B. stratifizierte Analysen, Propensity-Score-Matching) Rechnung getragen.