Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV_Endo_01_11
DOI: 10.1055/s-0028-1088632

Die rekonstruktive, funktionswiederherstellende Mikrochirurgie ist bei tubarer Sterilität nach wie vor eine Alternative zur IVF! – Ergebnisse von 553 mikrochirurgischen Operationen an der MHH

C Schippert 1, GJ Garcia-Rocha 1, P Hillemanns 1
  • 1Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover

Einleitung:

Bei tubarer Sterilität ist eine Schwangerschaft (SS) durch rekonstruierende OPs oder IVF ohne Erfolgsgarantie möglich. Die IVF zeigt niedrige SS- und Geburtenraten (Geb-Rate) von 28,4% bzw. 20% und hohe Mehrlingsraten (21%). Viele Patientinnen (Pat.) werden jedoch nicht über die Option einer OP informiert.

Methodik:

Mikrochirurgische OP bei 426 tubar sterilen Pat. (31 Jahre): Adhäsiolysen, Anastomosen, Fimbrioplastiken, Salpingostomien (1990–2001), weitere 127 Pat. Refertilisierung (Refi) nach Sterilisation (35J.). 287 Pat. (+89 Pat./Refi) wurden für die Analyse erreicht. Es wurde nur die erste, der OP folgenden SS berücksichtigt.

Ergebnisse:

Refi: SS- / Geb-Rate: 73% / 50,6%, Aborte / EUG: 15,7% / 6,7%.

OP bei erworbener tubarer Sterilität: SS-Rate: 43,3% (Adhäsiolyse: 42,2%, Fimbriolplatik: 54,6%, Salpingostomie: 34,6%, Anastomose: 55,9%), Geb-Rate: 29,2% (höher als nach einmaliger IVF), Aborte/EUG: 6,4% / 7,9%.

Schlussfolgerung:

43,4% der mikrochirurgisch Operierten wurden schwanger (Refi: 73%), 29,2% (Refi: 50,6%) von mind. einem Kind entbunden.

Die Vorteile rekonstruierender OPs: Wiederherstellung der natürlichen Konzeptionsfähigkeit, gute postoperativen Geb-Rate ohne Mehrlingsproblematik, meist erstattete Behandlungskosten (Ausnahme: Refi). Probleme der IVF liegen in niedrigen SS- bzw. Geb-Raten von 28,4% bzw. 20% und der Mehrlingsrate (21%), ein Mehrfacheinsatz ist hier möglich.

Die Mikrochirurgie der Tuben ist eine etablierte Therapie mit guten Erfolgsaussichten, die von Spezialisten angeboten wird. Viele Pat. werden hierüber jedoch nicht informiert. Es ist ärztlich geboten, das Paar über die Möglichkeit einer mikrochirurgischen OP kompetent aufzuklären.