Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV_Endo_01_04
DOI: 10.1055/s-0028-1088625

Entwicklung eines Perifusionssystems zur In-Vitro-Maturation und -Stimulation murinen Ovargewebes

K Winkler 1, S Hofer 1, I Berger 1, KF Murach 1, L Wildt 1, I Zervomanolakis 1
  • 1Klinische Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich

Fragestellung: Dank verbesserter Chemotherapieregimen stieg die Überlebensrate nach malignen Erkrankungen in den letzten drei Jahrzehnten erheblich. Jedoch stellt die prämature Ovarialinsuffizienz (POF) eine häufig auftretende Nebenwirkung dar. Die Kryokonservierung vom Ovargewebe mit anschließender Retransplantation ist eine experimentelle Methode zum Fertilitätserhalt, die allerdings das Risiko der Tumorverschleppung beinhaltet. Ziel dieser Studie ist die Entwicklung eines Perifusionssystems, das eine In-Vitro-Reifung und -Stimulation des Ovargewebes ermöglicht. Methodik: Die Ovarien präpubertärer weiblicher balb/c Mäuse wurden mikrochirurgisch entnommen und in die Kammern des Perifusionssystems transferiert. Über ein Schlauchsystem wurde Medium mittels einer 24-Kanal Peristaltikpumpe kontinuierlich durch die Kulturkammern gepumpt. Die Stimulation erfolgte zeitgleich mittels Pumpen, welche dem Gewebe 15 mIU/ml Urofollitropin in physiologischen circhoralen Pulsen zuführten. Das aus den Kulturkammern abfließende Medium wurde über 24 Stunden zur Östradiolbestimmung mittels RIA gesammelt. Ergebnisse: Nach 5-tägiger Stimulation zeigte sich ein Östradiolanstieg auf bis zu 10 pg/ml, was auf eine Ansprechbarkeit des Gewebes auf die Stimulierung schließen lässt. Am Tag 6 sank der Östradiolspiegel in allen Kulturkammern. Schlussfolgerung: Nach Optimierung des dynamischen Kultursystems könnte die In-Vitro-Stimulation einen Fertilitätserhalt onkologischer Patientinnen ohne das Rezidivrisiko durch Tumorverschleppung. Des Weiteren würde die Etablierung der Methode eine vollständige In-Vitro-Gewinnung von Eizellen ermöglichen und somit sowohl die Stimulation von Patientinnen mit Kinderwunsch als auch die konsekutive Follikelpunktion umgehen.