Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV_Geb_01_12
DOI: 10.1055/s-0028-1088598

Veränderungen der retinalen Endothelfunktion gehen der Päeklampsie voraus

A Brückmann 1, C Seeliger 1, A Mandecka 2, J Dawczynski 3, G Wolf 2, E Schleußner 1
  • 1Abteilung Geburtshilfe, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Friedrich Schiller Universität Jena, Jena
  • 2Abteilung Endokrinologie, Klinik für Innere Medizin III, Friedrich Schiller Universität Jena, Jena
  • 3Klinik für Augenheilkunde, Friedrich Schiller Universität Jena, Jena

Problemstellung: Seit langem sind Augenhintergrundveränderungen bei Präeklampsie bekannt. Mittels Flickerlicht-induzierter Dilatation [FID] lässt sich die retinale Endothelfunktion non-invasiv beurteilen. Erstmals wird diese bei gesunden Schwangeren und vor Entwicklung einer Präeklampsie untersucht. Methode: An 48 asymptomatischen Schwangeren (28±6 Jahre) wurde im 2. [SSW±SD] (21,6±1,8) und 3. (34,1±4,5) Trimenon [T] mittels Dynamic Vessel Analyser die FID der retinalen Zentralarterien gemessen. Ergebnisse: 28 Schwangere blieben normoton und eine Präeklampsie entwickelte sich bei 22. Die retinale Gefäßdilatation war vergrößert in der Gruppe, die später eine Präeklampsie entwickelte, verglichen mit normotonen Frauen [FID%±SD] (T2: 4,9±2,2 vs. 2,1±1,8 p<0,001; T3: 5,4±1,9 vs. 4,9±2,2 p<0,2). Bei einem analysierten Cut-off der FID <3,5% im 2. Trimenon kann eine sich später entwickelnde Präeklampsie in 70% (positiver Vorhersagewert) mit einer Sensitivität von 63,6% vorhergesagt werden. Zusammenfassung: Die retinale Gefäßdilatation ist verstärkt bei Schwangeren, die später eine Präeklampsie entwickeln. Eine erhöhte FID im 2. Trimenon geht der Manifestation einer Präeklampsie voraus und ist vermutlich durch eine kompensatorisch erhöhte Stickstoffmonoxid-Sensitivität bedingt.