Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - FV_Geb_01_03
DOI: 10.1055/s-0028-1088589

Ist das Alter der Mutter heute noch eine Indikation zur invasiven pränatalen Diagnostik?

CR Lattrich 1, A Böhringer 1, S Hottner 1, I Juhasz-Boess 1, O Ortmann 1, U Germer 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Regensburg, Regensburg

Verschieben die neuen Screeningmethoden für fetale Trisomien und die Zunahme von Schwangerschaften im höheren Lebensalter die Indikationsschwerpunkte der invasiven Diagnostik? Alle Schwangeren, die sich 1996–2003 einer invasiven pränatalen Diagnostik in der UFK Lübeck (DEGUM III) unterzogen, wurden in die Studie eingeschlossen. In einer Datenbank wurde die Punktionsindikationen prospektiv erfasst. Diese wurden definiert als maternales Alter >34 Jahre, Nachweis sonografischer Auffälligkeiten, auffälliger Triple-Test und sonstige Indikationen. Es wurden 7533 Punktionen durchgeführt. Die Anzahl der Punktionen pro Jahr stieg von 1993 mit 407 auf maximal 857 (1996) und sank auf 417 Punktionen (2003). Der Anteil der über 34-jährigen Patientinnen stieg im Untersuchungszeitraum von 47,8% (1993) auf 57,5% (2003). Der Anteil der Feten mit sonografischen Anomalien stieg von 23,9% (1997) auf 35,1% (1999) und blieb konstant mit 34,8% (2003). Die Anzahl der Punktionen aufgrund sonstiger Indikationen sank von 19,9% (1997) auf 14,5% im Jahr 2003. Trotz steigendem Durchschnittsalter der Schwangeren mit konsekutiv höherer Inzidenz fetaler Trisomien halbierte sich die Anzahl der jährlich durchgeführten invasiven Diagnostik. Ursächlich sind Veränderungen bei den Indikationen zur invasiven Diagnostik. Um ein Drittel reduzierte sich die Zahl der Punktionen, die aufgrund der Altersindikation erfolgten. Zudem zeigt sich ein Rückgang des Triple-Tests zugunsten des NT-Screenings im ersten Trimenon. Es ist anzunehmen, dass nicht-invasive Screeningsmethoden für Trisomien die klassische Altersindikation für die Amniocentese ersetzen und eine weitere Reduktion der invasiven Diagnostik eintritt.