Fragestellung: Wie verändert sich die Betreuung sterbender Patienten in Abhängigkeit vom Sterbeort?
Methodik: Wir berichten über die im Jahr 2008 verstorbenen Patienten, die im Rahmen der Integrierten
Versorgung (IV) begleitet wurden. Bei diesem IV handelt es sich um ein Projekt zur
ambulanten Betreuung schwerkranker und sterbender Patienten durch Zusammenarbeit von
Hausarzt, beteiligten Diensten, wie Pflegedienst und Hospizverein sowie Palliativabteilung
eines Krankenhauses der Maximalversorgung. Die Kontakte wurden prospektiv erfasst
und fortlaufend erfasst auf eigens entwickelten Dokumentationsbögen. Ergebnisse: Es verstarben 47 Patienten, 28 Frauen und 19Männer. Das durchschnittliche Alter
betrug 66 Jahre (44–86 Jahre). Alle Patienten litten an bösartigen Tumorerkrankungen.
Insgesamt gab es 641 Kontakte, 338 vor Ort und 303 per Telefon. Pro Patient gab es
im Mittel 9 Kontakte. Der Betreuungszeitraum lag bei 26 Tagen (1–797). 33% aller Kontakte
fanden in den letzten 5 Lebenstagen statt. Stationär aufgenommen werden mussten 18
Patienten, 14 auf die Palliativstation und 4 in pflegerische Einrichtungen, inkl.
Hospiz. D.h. 70% der Patienten verstarben im ambulanten Umfeld. Es bestand kein Unterschied
in der Betreuungsfrequenz zwischen den ambulant gegenüber den stationär verstorbenen
Patienten in den letzten 5 Tagen des Lebens bzw. vor stationärer Aufnahme. (5,14 vs.
4,22 Kontakte, p nicht signifikant). Bei zuhause verstorbenen Patienten waren 34%
aller Einsätze zur Unzeit und 44% aller Einsätze Kriseneinsätze gegenüber 25% Unzeit-
und 42% Kriseneinsätze vor stationärer Aufnahme. Schlussfolgerung: Der Bedarf an spezialisierter palliativmedizinischer Betreuung am Lebensende wird
in der Praxis bestätigt. Palliativmedizinische Strukturen in effektiver Vernetzung
mit anderen Versorgern können dem Sterbenden das Verweilen am gewünschten Ort, bzw.
die erforderliche Sicherheit in der Versorgung gewährleisten. Der Anteil der Patienten,
die am Lebensende ein Krankenhaus aufsuchen müssen, wird durch die Bereithaltung ambulanter
palliativmedizinischer Angebote vermindert. Im Hinblick auf Optimierung der Versorgung,
erlaubt die Auswertung der Kontaktdokumentation Aussagen zu Aufnahmegründen in der
Sterbephase. Die prospektive Erfassung der Einzelkontakte im integrierten Versorgungsvertrag
wird fortgesetzt, da sie ein wichtiges Instrument zur Analyse von Betreuungsbedarf
und -inhalten darstellt.