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DOI: 10.1055/s-0028-1088523
Multiprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit – von den Mühen der Ebene
Im Selbstkonzept der Hospiz- und Palliativarbeit ist multiprofessionelle Teamarbeit ein wesentliches aber wenig hinterfragtes Element. Ehrenamtliche, Hauptamtliche, Mediziner, Pflegende, Seelsorge, Sozialarbeiter, Psychologen, Psychotherapeuten, Physiotherapeuten u.a. sollen gleichberechtigt im Interesse der Patienten zusammenarbeiten. Diese programmatische Aussage findet sich in jeder Grundsatzpublikation über Palliativmedizin.
Doch wie sehen diese Kooperationsbeziehungen der Professionen in der Realität aus? Unter dem Dach der Hospiz Landesarbeitsgemeinschaft Niedersachsen hat sich eine Gruppe von zehn Personen, die verschiedenen in der Hospiz- und Palliativarbeit tätigen Professionen angehören, in acht Sitzungen mit der Erkundung ihrer Kooperationsbeziehungen beschäftigt. Vertreten waren: Ehrenamt, Pflege, Medizin, Seelsorge, Sozialarbeit. Die Teilnehmenden kamen aus verschiedenen ambulanten und stationären Einrichtungen, waren also kein Subsystem einer Organisation mit geregelten Kooperationsbeziehungen. Diese Dialoggruppe wurde von zwei Supervisorinnen geleitet. Sie bildeten ein sog. Insider-Outsider- Team. Eine in der Hospizarbeit erfahrene Supervisorin vertrat in den Reflektionssitzungen, die zwischen den Gruppentreffen stattfanden, die Innenperspektive, die andere die Sicht der externen Beobachterin. Die Ergebnisse dieser Diskussionen im Beraterinnenteam wurden der Gruppe bei der nächsten Sitzung zur Verfügung gestellt.
In der letzten Sitzung wurde der gemeinsame Prozess ausgewertet und dreiundzwanzig Thesen formuliert. Diese Thesen verdeutlichen, dass die Absicht und die Einsicht in die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit nicht bedeuten, dass diese Kooperation selbstverständlich gelingt. In der Palliativ- und Hospizarbeit treffen sehr unterschiedliche Professionskulturen aufeinander. Fruchtbare partnerschaftliche Zusammenarbeit im Dienst der Patienten muss eingeübt und reflektiert werden und setzt ein hohes Maß an Toleranz, Lernbereitschaft und Dialogfähigkeit voraus.