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DOI: 10.1055/s-0028-1088503
Neuropathischer vs. nozizeptiver Schmerz bei Tumorerkrankungen: Neurologischer Status, quantitative sensorische Testung und PAINdetect-Fragebogen
Fragestellung: Tumorschmerzen zeigen eine neuropathische Komponente, wenn im Verlauf von Tumorwachstum oder Therapie eine Schädigung des somatosensorischen Systems auftritt. Ziel der Untersuchung war die Frage, ob mit verschiedenen Testverfahren wie einer klinisch-neurologischen Untersuchung, einem Screening-Fragebogen (PAINdetect) und einer detaillierten quantitativen sensorischen Testung (QST) das Vorhandensein eines neuropathischen Schmerzes mit gleicher Sensitivität festgestellt werden kann. Methoden: Wir erfassten konsekutiv Patienten der Interdisziplinären Einrichtung für Palliativmedizin in Mainz. Eingeschlossen wurden alle Patienten mit Schmerzen, die in der Lage waren, den Schmerzfragebogen und die Instruktionen der QST zu verstehen und bereit zur Studienteilnahme waren. Diese Patienten wurden einer klinisch-neurologischen Untersuchung unterzogen. Mittels PAINdetect-Schmerzfragebogen wurden eine Schmerzzeichnung sowie die Ausprägung von 7 Schmerzdeskriptoren erhoben. Im schmerzhaften Areal und einem Kontrollareal folgte eine quantitative sensorische Testung. Entsprechend dem QST Protokoll des Deutschen Forschungsverbunds Neuropathischer Schmerz (DFNS) wurden 13 thermische und mechanische Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen bestimmt und bezogen auf Referenzdaten gesunder Kontrollpersonen beurteilt. Mithilfe der genannten Verfahren wurden die Schmerzen als nozizeptiv, neuropathisch oder ohne eindeutige Zuordnung (unklar) klassifiziert. Ergebnisse: 34 von 56 konsekutiv aufgenommenen Patienten berichteten Schmerzen als aktuelles Hauptsymptom (60,7%). Davon erfüllten 12 Patienten die Einschlusskriterien. Das durchschnittliche Alter der 12 Studienpatienten betrug 60,3±10,3 Jahre (75% Frauen) mit einem mittleren ECOG-Score von 2,5±0,9 (MW±SD). Nach dem Neurostatus war bei 7 von 12 Patienten (58,3%) eine zusätzliche neuropathische Schmerzkomponente wahrscheinlich. Nach der QST zeigten 6 von 12 Patienten (50%), nach dem PAINdetect-Fragebogen 3 von 12 Patienten (25%) einen neuropathischen Schmerz. Neurostatus und QST korrelierten signifikant (r=0,66; p=0,02). PAINdetect korrelierte weder mit dem Neurostatus noch der QST. Schlussfolgerung: Die vorläufigen Ergebnisse der laufenden Studie zeigen eine Assoziation von Neurostatus und QST, die belegt, dass QST als standardisierte und formalisierte quantitative klinische Sensibilitätsprüfung gut mit der klassischen qualitativen neurologischen Untersuchung übereinstimmt. Die fehlende Korrelation von Neurostatus/QST und PAINdetect weist darauf hin, dass eine sorgfältige körperliche Untersuchung nicht durch einen Screening–Fragebogen bei diesem Patientenkollektiv mit Tumorschmerz ersetzt werden kann.