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DOI: 10.1055/s-0028-1088432
Bedeutung von Sexualität und Intimität für Palliativpatienten
Hintergrund: In der Literatur finden sich zwar einige Veröffentlichungen über die Bedeutung von Sexualität für Palliativpatienten, jedoch sind diese meist auf organspezifische sexuelle Probleme beschränkt, oder haben einen eher quantitativ-deskriptiven Charakter. Ziel dieser Studie ist es daher herauszufinden, wie Palliativpatienten Sexualität für sich definieren und welchen Stellenwert Sexualität und Intimität für sie haben. Bestätigt sich das in Studien gezeigte Bedürfnis nach Kommunikation über Sexualität, und wenn ja, mit wem wird ein Gespräch darüber gewünscht? Was verändert sich im Verlauf der Erkrankung in Bezug auf die eigene Sexualität? Teilnehmer und Methoden: Palliativpatienten werden während ihres stationären Aufenthalts auf der Palliativstation am Klinikum der Universität München gebeten, an einer einmaligen Befragung teilzunehmen. Neben der Erfassung soziodemographischer Daten werden quantitative Daten mittels eines Fragebogens erhoben, der ursprünglich für Hodentumorpatienten entwickelt und für diese Studie überarbeitet wurde. Im Zentrum der Befragung steht die Erhebung qualitativer Daten mittels eines selbst erstellten Interviewleitfadens. Ergebnisse: Derzeit liegen Daten von 7 Patienten vor (auf dem Kongress: voraussichtlich 20 Befragungen). Die Patienten waren 5 Frauen und 2Männer, das Durchschnittsalter lag bei 61 Jahren (Range: 43–86J.). Patienten höheren Alters (über 60 Jahre) gaben geringere Veränderungen in ihrer gelebten Sexualität aufgrund der Erkrankung an. Keiner der Patienten hatte in der aktuellen Krankheitssituation das Bedürfnis nach Sexualität im engeren Sinn (wie beispielsweise Geschlechtsverkehr, Masturbation), wobei parallel zur der Abnahme dieses Bedürfnisses bei allen Befragten das Bedürfnis nach körperlicher Nähe und liebevoller Zuwendung zunahm. Als Hauptgrund für diesen Wandel gaben die Patienten ihre körperliche Schwäche an. Schlussfolgerung: Wenn auch Sexualität im engeren Sinne für Palliativpatienten kaum mehr von Bedeutung zu sein scheint, gaben doch alle Befragten ein starkes Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Zuwendung an. Die Untersuchung soll auf die Partner der Palliativpatienten ausgeweitet werden, um auch ihre Sichtweise zu erfassen. Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse soll ein Konzept entwickelt werden, um auch auf diesem Gebiet konkret Hilfestellung anbieten zu können.