Einleitung: Einfache äußere Anwendungen, die in der geriatrischen Pflege zum täglichen Repertoire
gehören, wurden bisher noch nicht auf ihre Beeinflussung der kognitiven Funktionsbereitschaft
untersucht. Das Ziel der randomisierten Crossover-Studie bestand darin, die Wirkung
einzelner dermatorezeptiver Stimuli auf kognitive Funktionen gesunder geriatrischer
Probanden zu untersuchen.
Fragestellung: Kann durch umschriebene kalte oder warme Hautreize eine Erhöhung kognitiver Funktionen
erzielt werden?
Methodik: 24 gesunde Probanden (23 Frauen, 1 Mann) wurden randomisiert zwei Gruppen zugeordnet
(Cross-over Design). Die Gruppe A (68,8±6,2 Jahre) erhielt zuerst einen 10–12°C kalten,
15–25s dauernden Kalt-Stimulus in Form eines Kneipp-Gesichtsgusses und im Anschluß
einen 10–12°C kalten und 1 Minute dauernden Nackenwickel. Gruppe B (69,8±5,3 Jahre)
erhielt zuerst einen 34–36°C warmen Gesichtsguß mit einem anschließenden 34–36°C warmen
Nackenwickel. Nach einer Woche wurden die Anwendungen in den Gruppen gewechselt durchgeführt.
Zielparameter waren die Flimmerverschmelzungsfrequenz (FVF), sowie in einem Subkollektiv
von 16 Probanden die P 300-Latenzen/Amplituden der visuell evozierten Potentiale (VEP)
als Parameter für die kognitive Funktionsbereitschaft. Die FVF und die P 300-Latenzen/Amplituden
wurden vor und 10 min nach der Anwendung aufgezeichnet. Zusätzlich wurde die FVF 30min
und 60min später ein weiteres Mal bestimmt.
Ergebnisse: Bei den Kaltstimuli stieg die Flimmerverschmelzungsfrequenz von (mean±SE) 32,55±0,44s-1 vor der Anwendung auf 33,33±0,44s-1 (p=0,003) 10min nach der Anwendung; 30 Minuten nach der kalten Anwendung war ebenfalls
noch eine signifikante (p=0,043) Erhöhung in Bezug auf den Ausgangswert mit 33,15±0,47s-1 zu messen. Die P300-Latenzen verkürzten sich um 4,8% (p<0,001) nach Kaltstimuli
von 266,5±5,28 auf 253,7±4,22ms. Die P 300-Amplituden waren nur bei den Kältestimuli
signifikant um 5% (p=0,004) erhöht. Bei den Warmstimuli verlängerte dich die P 300-Latenzen
von 258,69±3,71 auf 266,17±5,03ms (p=0,01) Schlußfolgerung: Durch Kaltwasserstimuli im Gesichts/Nackenbereich läßt sich die kognitive Funktionsbereitschaft
nachweisbar verbessern.