Fragestellung: Der gestörte Schlaf bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) könnte nicht nur
als Insomnie im Sinne einer isolierte Traumafolgestörung angesehen werden, sondern
als wesentliche – möglicherweise auch störungsaufrechterhaltenden – Komorbidität.
Laut Krakow et al. zeigte sich in einer Untersuchung (2001) eine deutliche Korrelation
zwischen dem Potential für eine Schlafbezogene Atmungsstörung und Schwere der PTBS.
Unsere Datenerhebung bezieht sich auf eine laufende Querschnittuntersuchung von Patienten
einer psychotraumatologischen Komplexbehandlung in einem Interdisziplinären Zentrum
für Schlafmedizin.
Methoden: Insgesamt konnten n=32 Probanden eingeschlossen werden. Ob eine Schlafstörung bereits
prämorbid oder peritraumatisch („Ereignis“) oder erst zum Behandlungszeitpunkt vorlag,
wurde mittels eines eigens konzipierten Fragebogens erfasst (n=23), welcher Angaben
zur Schlafhygiene, Einschlaf- oder Durchschlafstörungen, Albträumen, Parasomnien und
somatische Einflussfaktoren abfragte. Ausgewählte Probanden (n=30) unterzogen sich
dann zu Beginn ihres stat. Aufenthaltes einer polysomnografischen Untersuchung für
zwei Diagnostiknächte.
Ergebnisse: Mittels standardisierter Befragung konnte erfasst werden, dass subjektiv bei 8/23
Probanden bereits eine prämorbide Schlafstörung bestand. Bezogen auf die Einzelkomponentenwerte
zeigte sich bei 17/23 Probanden nach dem Ereignis eine Aggravierung. Die objektive
Messung mittels kardiorespiratorischer Polysomnographie (PSG) ergab ein Vorliegen
mindestens einer organischen schlafstörenden Komponente in 30/30 der bisher untersuchten
Fälle. In den Fällen, die nicht eine definierte organische Schlafstörung aufwiesen
(n=3/30), zeigte sich zumindest ein erhöhter Arousal-Index. Darüber hinaus war bei
3/30 Bruxismus, 4/30 ein Periodic Leg Movement Syndrom, 13/30 ein habituelles Schnarchen,
5/30 ein Upper airways resistance syndrome, sowie bei 3/30 ein obstruktives Schlafapnoesyndrom
zu diagnostizieren.
Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten lassen vermuten, dass dem Schlaf in der Entwicklung der PTBS
eine bedeutende Rolle zukommt, die über die Annahme, dass die Schlafstörung nur als
Traumafolgestörung anzusehen ist – wie mittels unserer Daten erneut nachvollziehbar
– hinausgeht. In Hinsicht auf mögliche prämorbide organische Schlafstörungen erscheint
es uns essentiell, diese Patienten möglichst frühzeitig objektiv zu identifzieren,
da es sich möglicherweise um eine besondere Risikogruppe handelt.