Das Krankheitsbild der Zöliakie geht mit einer Unverträglichkeit des Getreideklebers
Gluten einher. Das immunologisch vermittelte Syndrom ist mit bestimmten HLA-Klasse
II Allelen assoziiert. Die Dünndarmschleimhaut zeigt eine inkomplette bis totale Zottenatrophie,
die sich unter einer glutenfreien Ernährung in aller Regel zurückbildet. Beschwerden
von Seiten des Magendarmtraktes sind zwar typisch für die Zöliakie; atypische Manifestationen
können aber auch das Nervensystem betreffen: In der Literatur wird bei 6–10% der Patienten
über neurologische Störungen berichtet. So wurde u.a. über afferente/cerebelläre Ataxien,
Epilepsien, Polyneuropathien und kognitiven Störungen berichtet.
In dieser Studie wurden primär internistisch betreute Patienten (N=71, mittleres Alter
50 Jahre, SD 13 Jahre) mit bioptisch gesicherter Zöliakie interviewt und neurologisch
untersucht. Alle Patienten hielten eine glutenfreie Diät ein. 24% der Pat. berichteten
anamnestisch über migränetypische Kopfschmerzen. Bei 6% war eine Epilepsie bekannt.
Klinisch fanden sich Tiefensensibilitätsstörungen in 25%, während lediglich 8% der
Pat. eine Abschwächung der BER aufwiesen. 30% zeigten eine Gangunsicherheit, wobei
das klinische Bild nur in Einzelfällen mit einer typischen cerebellären Ataxie vereinbar
war. Neurologische Störungen stellen also insgesamt eine häufig Komplikation der diätetisch
behandelten Zöliakie dar. Die Ursachen hierfür sind bislang nicht bekannt.