Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P493
DOI: 10.1055/s-0028-1086747

Das Leben von F. H. Lewy

A.M Rodrigues e Silva 1, B Holdorff 1, F.W Kielhorn 1, H Hurtig 1, R Dodel 1
  • 1Marburg, Berlin; Philadelphia, USA

Fragestellung: Erstellung einer kompletten Biographie und Bibliographie von Friedrich Heinrich Lewy, dem Entdecker der „Lewy-Körper“

Material und Methoden: Die systematische Auswertung der vorliegenden Literatur und Dokumente ergab eine Aufstellung ausstehender Informationen. Über 100 Institutionen (z.B. Standesämter, Universitäten, Archive) wurden zwecks Quellensammlung bzw. Quellenrecherche vor Ort kontaktiert

Ergebnisse:Über 500 historische Dokumente wurden gesammelt. Die Geburtsurkunde enthüllt F. H. Lewys ursprünglichen Namen. Er wurde am 28.1.1885 als Fritz Jakob Heinrich Lewy in Berlin geboren und absolvierte das Medizinstudium in Berlin (1904–1908) und Zürich (1906). Akten verweisen auf Lewys zwei Ehen mit Hilda Lohnstein (1912–1919) und mit Dr. phil. Flora Maier (1924–1950). Deutsche Unterlagen zeigen, dass F. H. Lewy sich zwischen 1919 und 1932 für die Unabhängigkeit der Neurologie einsetzte. Trotz aller Hindernisse gründete er 1932 ein neurologisches Institut und leitete es bis seiner Entlassung aus Rassengründen 1933. Die Lewys emigrierten 1933 nach England und 1934 in die USA. Englische Quellen beschreiben Lewys Aufenthalt in England (1933–1934). England wollte als Transitland den meisten „displaced persons“ keine Perspektive zum Bleiben bieten. Amerikanische Dokumente skizzieren Lewys Leben in den USA. 1934 kam F. H Lewy als Rockefeller Fellow durch Einladung von Prof. Charles Frazier an die Universität Pennsylvania und arbeitete auf Zeitverträgen anfangs als „consultant“ für die neurochirurgische Abteilung und als Gastprofessor für Neurophysiologie sowie später für die Neuroanatomie. Während des 2. Weltkriegs diente F. H. Lewy bei der US Armee, wo er an peripheren Nervenverletzungen forschte und adäquate med. Versorgungszentren gründete. 1949 verließ F. H. Lewy die Universität und starb am 5.10.1950 an einer Koronarthrombose

Schlussfolgerungen: Die vorgestellten Ergebnisse unterstreichen nicht nur F. H. Lewys Bedeutung für die Neurologie, sondern präsentierten auch Facetten seiner bisher unbekannten Persönlichkeit. Die deutsche Neurologie hätte sich anders entwickeln können, wenn F. H. Lewy als einer der damaligen Vorreiter, in Berlin hätte bleiben können. Die Emigrationen bedeuteten einen Bruch in Lewys wissenschaftlichem Leben, da F. H. Lewy in den USA nicht wieder über seine Entdeckung publizierte. Die Geschichte der Lewy-Körper und der Parkinson-Krankheit hätte mit F. H. Lewys Verbleib in Deutschland einen anderen Verlauf nehmen können