Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P489
DOI: 10.1055/s-0028-1086743

BrainStim – Wirksamkeit eines neu entwickelten kognitiven Trainingsprogramms als therapeutische Intervention

I.K Penner 1, A Vogt 1, M Kobel 1, M Stöcklin 1, K Opwis 1, L Kappos 1, P Calabrese 1
  • 1Basel, CH

Einleitung: Kognitive Leistungseinbussen haben nachweislich einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität. Dabei ist es sekundär, ob sich derartige Veränderungen im Laufe des natürlichen Alterungsprozesses einstellen oder als Folge einer Hirnerkrankung auftreten. Dementsprechend rücken mögliche therapeutische Interventionen zunehmend in den Fokus des Interesses. Da spezifische medikamentöse Behandlungsstrategien derzeit fehlen, stellt sich die Frage, inwieweit sich die Neuroplastizität nutzen lässt, um kognitiven Leistungseinbussen entgegenzuwirken. Da das Arbeitsgedächtnis eine kognitive Funktion darstellt, die sowohl mit zunehmendem Alter als auch bei verschiedensten neurodegenerativen Erkrankungen einen Leistungsabfall zeigt, wurde das Computerprogramm BrainStim mit dem Ziel entwickelt, die verschiedenen Aspekte des Arbeitsgedächtnisses (visuell-räumlich, verbal) spezifisch zu trainieren.

Methode: Die Wirksamkeit des Trainingsprogramms wurde zum einen an einer Gruppe von 9 gesunden älteren Personen (mittleres Alter=70.11 Jahre, SD=4.75) sowie an 30 MS-Patienten (mittleres Alter=44.74, SD=9.67) evaluiert. Alle Teilnehmer wurden vor dem Training mit einer umfangreichen neuropsychologischen Testbatterie untersucht. In der Trainingsphase trainierten die Teilnehmer selbständig zu Hause über einen Zeitraum von 4 Wochen viermal wöchentlich für 45 Minuten.

Ergebnisse: In beiden Gruppen konnte eine deutliche Leistungsverbesserung innerhalb des Trainings dokumentiert werden. Hierbei näherte sich die Leistungssteigerung mit fortlaufendem Training asymptotisch dem maximalen Schwierigkeitsgrad an. Ein prä-post Vergleich der neuropsychologischen Untersuchung ergab vor allem Leistungszugewinne bei denjenigen Testverfahren, die eine Beteiligung des Arbeitsgedächtnisses aufweisen. Hierbei erwies sich der PASAT für beide Gruppen als der sensitivste Test, um Trainingeffekte abzubilden.

Diskussion: Der Fokus der vorliegenden Studie richtete sich auf die Evaluation eines neu entwickelten, computerisierten Trainings für das Arbeitsgedächtnis bei gesunden älteren Personen und Patienten mit MS. Die Ergebnisse beider Teilstudien belegen eine spezifische Wirksamkeit des Trainings auf die Funktion des Arbeitsgedächtnisses. Die Tatsache, dass auch gesunde Personen von einem vierwöchigen Training profitieren konnten lässt einen Einsatz in der Prävention als sinnvoll erscheinen.